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Channel: evangelisch.de - Tod und Trauer
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Abschied von Bischof Otto Schaude

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Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, hat den verstorbenen Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Ural, Sibirien und Fernen Osten, Otto Schaude, als einen "Lehrer des Evangeliums" gewürdigt.

Mit einem Trauergottesdienst in Schwäbisch Gmünd nahmen Angehörige und Vertreter der Kirche am Samstag Abschied von Schaude. Der aus Württemberg stammende Schaude war am 27. September nach langer Krankheit im Alter von 72 Jahren gestorben.

Als Bischof stand Schaude seit 2010 der territorial größten evangelischen Kirche der Welt vor, zu der rund 140 Gemeinden und Gruppen von Gläubigen zwischen dem Ural und Wladiwostok gehören. Er pendelte regelmäßig zwischen seinem Wohnort Reutlingen und den verstreuten Gemeinden seiner Kirche. Zuvor war der Pädagoge 17 Jahre lang hauptamtlicher Vorsitzender des Gemeinschaftsverbandes der Altpietisten gewesen.


Von 1975 bis 1991 leitete er als Rektor die Freie Evangelische Schule in Reutlingen, er war auch Vorsitzender des Evangelischen Schulwerks in Württemberg. Schaude gehörte zudem 24 Jahre lang der württembergischen Landessynode an. Nach Julys Worten hat er sich mit einer "tiefen Christusfrömmigkeit und dem Blick für die Welt" in Kirche und Gesellschaft engagiert.

Der Vorsitzende des Gemeinschaftsverbandes "Die Apis", Pfarrer Steffen Kern, sagte, Schaude habe profiliert den Pietismus in der Kirche vertreten und sich für die Innerkirchlichkeit des Pietismus eingesetzt. Für kirchenpolitische Gegner sei Schaude gelegentlich eine "echte Herausforderung" gewesen. Gleichzeitig habe er sich als "Brückenbauer mit Position und Profil" erwiesen.

Frankreich gedenkt der Opfer des Anschlags von Nizza

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Drei Monate nach dem Anschlag von Nizza erinnert Frankreich mit einer nationalen Gedenkzeremonie an die Opfer. Auf dem Schlosshügel der Mittelmeerstadt sollen am Samstag die Namen der 86 Todesopfer verlesen werden.

Staatspräsident François Hollande hält eine Rede, außerdem ist eine Schweigeminute angesetzt. Zu der Veranstaltung werden auch zahlreiche Angehörige von Opfern erwartet.

Am französischen Nationalfeiertag war ein 31-Jähriger mit einem Lastwagen durch eine Menschenmenge auf der Strandpromenade von Nizza gerast. Die Polizei erschoss ihn schließlich. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Attacke für sich, bislang sind aber keine Verbindungen zwischen der Organisation und dem Angreifer bekannt.

Hinterbliebene der Opfer hatten wiederholt eine nationale Gedenkfeier gefordert, wie es sie auch nach den Pariser Anschlägen vom 13. November gegeben hatte. Zu der Zeremonie nicht weit von der Strandpromenade haben nur geladene Gäste Zugang. Für jeden Toten wird eine Rose niedergelegt, ein Kinderchor singt die Nationalhymne Marseillaise. Außerdem tritt der in Frankreich populäre Chanson-Sänger Julien Clerc auf.

Ursprünglich sollte die Gedenkfeier bereits am Freitag stattfinden. Doch wegen schlechten Wetters verschoben die Organisatoren sie kurzfristig.

In Nizza war nach dem Anschlag auch deutliche Kritik an der Pariser Anti-Terror-Politik laut geworden. Premierminister Manuel Valls wurde bei einer Schweigeminute wenige Tage danach von einigen Besuchern ausgebuht. Die konservative Stadtführung von Nizza stritt heftig mit der sozialistischen Regierung über die Sicherheitsvorkehrungen auf der Promenade. Mit Blick auf die Gedenkfeier hat aber auch der führende Regionalpolitiker und Regierungskritiker Christian Estrosi betont, dass an diesem Tag ein würdevolles Gedenken im Mittelpunkt stehen soll.

In Klinik und Heim - Die Deutschen sterben nicht zu Hause

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Der Wunsch, zu Hause zu sterben, wird in Deutschland nur selten erfüllt.

Dem aktuellen DAK-Pflegereport zufolge, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde, sterben zwei von drei Menschen nicht dort, wo sie eigentlich sein wollen. 60 Prozent wollen zu Hause sein, 16 Prozent wissen es nicht, aber nur sechs Prozent stellen sich vor, in einem Krankenhaus oder Pflegeheim zu sterben. Tatsächlich sterben dort aber drei Viertel aller Menschen, laut Pflegereport im Krankenhaus jeder Fünfte allein. Im Heim ist sogar jeder dritte alte Mensch beim Sterben allein.

Pflegende Angehörige sind sich noch sicherer, dass sie in ihren letzten Tagen nicht im Heim oder in der Klinik sein wollen. Von ihnen sagen 76 Prozent, dass sie zu Hause sterben möchten. Eine Mehrheit verbindet damit ein Gefühl von Würde und die Vorstellung, dass die gewohnte Umgebung das Sterben erträglicher mache.

Im Auftrag der DAK wurden für den Report über die Erwartungen der Deutschen an ein würdevolles Ende des Lebens eine repräsentative Befragung und Einzelinterviews durchgeführt sowie Mitgliederdaten ausgewertet. Die DAK ist mit 5,9 Millionen Versicherten eine der großen Krankenkassen in Deutschland.

Hildesheimer Ausstellung zeigt Fotografien Sterbender

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Eine Foto-Ausstellung zeigt von diesem Sonntag an in der Hildesheimer Andreaskirche Bilder von sterbenden Menschen. Die Fotografin Gülay Keskin und Projektleiterin Julia Severin haben dafür Menschen zwischen 19 und 81 Jahren auf Palliativstationen, im stationären Hospiz oder in der ambulanten Betreuung porträtiert.

Die Wanderausstellung ist Teil der ersten Hildesheimer Hospiz- und Palliativtage, die am gleichen Tag beginnen. Bis zum 6. November sind unter dem Motto "Leben trifft Sterben" Vorträge und Filmvorführungen sowie ein Konzert geplant.

Die Ausstellung "LebenskunstSterben" wird vom Hildesheimer Regionalbischof Eckhard Gorka, Oberbürgermeister Ingo Meyer und Projektleiterin Severin eröffnet. Zum Abschluss am 6. November hält der Göttinger Palliativmediziner Professor Friedemann Nauck einen Vortrag zum Thema "Hospizarbeit und Palliativmedizin als gesellschaftliche Herausforderung". Am 2. November spricht Gerold Eppler, Kommissarischer Leiter des Museums für Sepukralkultur in Kassel, über "Bestattungskultur im Wandel".

In einem weiteren Vortrag am 29. Oktober berichte eine Krankenhaus-Clownin von ihren Erfahrungen, hieß es. Am 26. Oktober findet zudem eine Führung über den städtischen Nordfriedhof statt. Die Veranstaltungsreihe wird unter anderem vom Palliativstützpunkt Hildesheim, verschiedenen Hospizvereinen und der Evangelischen Bildung im Kirchenkreis Hildesheim-Sarstedt initiiert.

Bielefeld hat den schönsten Friedhof Deutschlands

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Der fast 150 Jahre alte Bielefelder Johannisfriedhof ist vom Internetportal "Bestattungen.de" zum schönsten Friedhof Deutschlands gewählt worden.

Damit ging der "Bestattungen.de-Award" nach 2015 bereits zum zweiten Mal nach Bielefeld, wie das Internetportal am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Die Plätze zwei und drei belegten der Evangelische Friedhof am Untertor in der Kurstadt Bad Homburg vor der Höhe bei Darmstadt sowie der Westfriedhof in Magdeburg. Erstmals wurden den Angaben zufolge die schönsten Bestattungswälder gekürt: sie liegen in Bodmann-Ludwigshafen am Bodensee, in Annweiler am Triffels in Rheinland-Pfalz und in der Kleinstadt Glücksburg an der Flensburger Förde.

Der Bestattungen.de-Award wurde 2011 ins Leben gerufen, um die Bestattungskultur zu fördern. Zur diesjährigen sechsköpfigen Jury gehörten unter anderem der ehemalige bayerische Landesbischof Johannes Friedrich, der Geistliche Vize des evangelisch-lutherischen Landeskirchenamtes in Hannover, Arend de Vries, sowie der Berliner Mediziner Winfried Hardinghaus, der Vorsitzender des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes ist. Insgesamt waren 24 Friedhöfe und Bestattungswälder für den Preis vorgeschlagen worden, wie es hieß.

Der denkmalgeschützte Bielefelder Johannisfriedhof wurde 1874 am Osthang des Teutoburger Waldes in unmittelbarer Nähe des Herrmann-Wanderweges angelegt. Viele bekannte Bielefelder Bürger haben dort ihre letzte Ruhestätte gefunden, darunter Alfred Bozi und der Gründer der Oetker-Werke, August Oetker (1862-1918).

Ein mitten auf dem Gelände gelegener 1,7 Hektar großer Baumpark mit über 70 verschiedenen Scheinzypressen- und Lebensbaumarten mache den Parkfriedhof in Innenstadtnähe zu einem besonderen Ort der Ruhe, erklärte die Jury des Bestattungen.de-Awards. Das sogenannte Arboretum stelle dabei ein besonderes Relikt der früheren Bestattungskultur dar. Die über 100 Jahre alten Bäume seien einst aus Geldmangel als Ersatz für einen Grabstein gepflanzt worden.

Manfred Krug im Alter von 79 Jahren gestorben

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Der Schauspieler und Sänger Manfred Krug ist tot. Er machte Karriere auf beiden Seiten der Mauer.

Manfred Krug starb bereits am 21. Oktober friedlich im Kreise seiner Familie, wie Krugs Management-Agentur am Donnerstag auf epd-Anfrage bestätigte. Manfred Krug wurde 79 Jahre alt. Er war einer der bekanntesten Schauspieler aus der ehemaligen DDR, die er 1977 verließ. Die Nachricht vom Tode des beliebten Schauspielers wurde mit großer Trauer aufgenommen.

Seine bekanntesten Filme und Serien waren "Spur der Steine" (1966), die Vorabend-Serie "Auf Achse" (1978-1996) und "Liebling Kreuzberg" (1986-1998). Krug erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, unter anderem das Bundesverdienstkreuz sowie zuletzt in diesem Jahr den Filmpreis "Paula".

Als Hamburger "Tatort"-Kommissar bekannt

Krug wurde 1937 in Duisburg geboren, als Zwölfjähriger siedelte er mit seinem Vater in die DDR über. Er absolvierte eine Stahlschmelzer-Lehre und begann nach dem Abitur an der Abendschule ein Schauspielstudium in Ost-Berlin. Im Jahr 1955 kam er zum Berliner Ensemble.

Anstoß zur Ausreise aus der DDR war für den damals 40-Jährigen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Seine erste TV-Rolle im Westen hatte er als Fernfahrer in der Serie "Auf Achse". Zum Medien-Star wurde er als Hamburger "Tatort"-Kommissar an der Seite von Charles Brauer. Zwischen 1984 und 2001 stand Krug als Paul Stoever 41 Mal vor der "Tatort"-Kamera.

Bundespräsident Joachim Gauck kondolierte Krugs Frau Ottilie und schrieb, er erinnere sich an "einen der glaubwürdigsten und populärsten Schauspieler unserer Zeit". In vielen Rollen im Fernsehen, im Kino und auf der Bühne habe er in wundervoller Art Schwächen und Stärken der Menschen vor Augen geführt. Krug werde als ein großartiger Schauspieler und als ein ganz besonderer Mensch in Erinnerung bleiben.

"In jeder Rolle unverkennbar"

NDR-Intendant Lutz Marmor nannte den Berliner einen großen Schauspieler und einen "Typ mit Ecken und Kanten". Sein Publikum habe ihn geliebt, sein Name stehe für Meilensteine der deutschen Film- und Fernsehgeschichte in Ost und West.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) erinnerte an die "Paula"-Preisverleihung vom Februar dieses Jahres. Er fügte hinzu: "Wir verdanken diesem großartigen Schauspieler viele unterhaltsame und anregende Stunden. In jeder Rolle war Krug unverkennbar, er war ein Typ, den man nicht vergessen konnte." Seine große Leistung liege darin, dass er erst in Ost, dann in West und schließlich in ganz Deutschland ein Star geworden sei. Zur Todesursache wurden keine weiteren Angaben gemacht.

Hospiz-Verband fordert einheitliche Qualitätsstandards

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Deutschland braucht nach Ansicht des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes keine neuen Hospize. Nötig sei stattdessen ein einheitliches Qualitätssystem, das die Anforderungen an Hospiz-Einrichtungen für alle verbindlich regelt, sagte der Verbands-Vorsitzende Winfried Hardinghaus der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwochsausgabe).

Der Bundestag hatte das neue Hospiz- und Palliativgesetz vor einem Jahr verabschiedet. Noch immer laufen laut Hardinghaus Gespräche mit den Krankenkassen, um Normen und Qualitätsstandards festzulegen. Es gebe noch viel Arbeit, weil es dabei um zahlreiche Details gehe. Als Beispiel nannte Hardinghaus die Frage, wie groß ein Hospiz-Zimmer sein sollte.



Das neue Gesetz berücksichtige zudem die Alten- und Pflegeheime kaum, kritisierte der Verbandsvorsitzende. "Das Pflegeheim ist der Sterbeort der Zukunft in Deutschland", sagte Hardinghaus. "Immerhin sterben dort 25 Prozent aller Bundesbürger - mit absolut zunehmender Tendenz."

Das im November 2015 vom Bundestag verabschiedete Hospiz- und Palliativgesetz sichert den stationären Hospizen verbesserte Zahlungen zu. Ein Hospiz bekommt demzufolge jetzt pro Gast 250 Euro (zuvor 198 Euro) pro Tag von der Pflegekasse bezahlt.

Eine Seebrücke für das Totengedenken

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Ostfriesischer Reeder bietet nach Seebestattungen einen Ort zum Trauern
Die Brücke der Erinnerung ist eine Gedenkstätte für Seebestattungen in Harlesiel in Ostfriesland.

Foto: epd-bild/Udo Gottschalk

Die Brücke der Erinnerung ist eine Gedenkstätte für Seebestattungen in Harlesiel in Ostfriesland.

Viele Menschen wünschen sich eine Seebestattung. Doch ist die Urne einmal unter den Wellen verschwunden, bleibt den Hinterbliebenen kein Ort zum Trauern. Darum baute der Reeder Dieter Albrecht eine "Brücke der Erinnerung".

Das Ehepaar Wilhelm (Name geändert) kommt fast täglich zur "Brücke der Erinnerung". Der Steg führt ein paar Meter weit in das Wattgebiet und mündet auf einer Plattform mit Blick auf die Inseln Wangerooge und Spiekeroog. "Dort vor den Inseln haben wir vor zwei Jahren die Urne unserer Tochter im Meer versenkt." Frau Wilhelm geht noch einmal mit einem Ledertuch über eine Edelstahlplakette, die an einer Stele auf der "Brücke der Erinnerung" geschraubt ist. Auf der elf mal acht Zentimeter großen Platte sind der Name, Geburts- und Sterbedatum und die Koordinaten der Bestattung ihrer Tochter verzeichnet.

Die "Brücke der Erinnerung" wurde von Dieter Albrecht gebaut und im Frühjahr eingeweiht. Er führt als Senior-Chef die Seebestattungs-Reederei Albrecht. "Ich konnte mir das nicht länger mit ansehen", erinnert sich der 67-Jährige. Fast täglich hatte er beobachtet, dass Trauernde sich durch ein Wirrwarr von Wohnmobilen mit Urlaubern einen Weg an den Deich suchten, um dort ein paar Blumen abzulegen. "Da wurde mir klar, die Leute brauchen einen Ort zum Trauern. Die haben keinen Friedhof, wo sie mit ihrer Trauer hin können."

Dieter Albrecht steht auf der Brücke der Erinnerung und zeigt die Plaketten, an die Menschen erinnern die hier auf See bestattet wurden.

Täglich legt das Motorschiff "Horizont" mit einer Trauergesellschaft an Bord im Hafen von Harlesiel ab, um die Überreste eines Menschen auf See zu bestatten. "Da muss es schon sehr stürmisch sein, bevor wir eine Fahrt verschieben", sagt Kapitän Albrecht. Die meisten werden im Wattenmeer vor den Ostfriesischen Inseln beigesetzt. "Aber wenn es gewünscht wird, fahren wir auch weiter raus bis nach Helgoland." Auch eine Seebestattung im Ausland ist möglich: "Fast täglich ist einer unserer Mitarbeiter im Flieger mit einer Urne unterwegs."

Am Ort der Beisetzung angekommen, hält ein Pastor oder - wie in den meisten Fällen - der Kapitän eine Traueransprache. "Dann wird die Urne mit einer Schlinge in die Nordsee gelassen." Sie sollte noch rund fünf Minuten schwimmen, damit die Trauernden ein paar Blumen hinterherwerfen können. "Das ist eine ernste Sache und keine Entsorgung", unterstreicht Albrecht. "Hinter jeder Urne steht ein gelebtes Leben. Unsere Kapitäne wissen und respektieren das." Sie alle sind ausgebildete Trauerredner. Die "Horizont" dreht zwei Ehrenrunden um die Urne, bis sie endgültig versinkt und sich auflöst. "Außer den auf den Wellen treibenden Blumen bleibt da nichts", sagt Albrecht.

Die oft bunt mit Sonnenuntergängen oder Leuchttürmen bemalten Urnen mit der Asche der Toten sind aus Kreide, Kalk oder Pappmaché gefertigt. "Der Gesetzgeber verlangt, dass die Urnen sich in spätestens 24 Stunden aufgelöst haben." Doch meist gehe dies viel schneller.

"Vor allem die Witwen brauchen einen Ort zum Trauern", hat Albrecht beobachtet. Ihre Männer hätten zu Lebzeiten eine Seebestattung verfügt. Zwar fahre die "Horizont" 28 Mal im Jahr zu einer Erinnerungstour auf die Nordsee: "Aber das reicht nicht." Bei den Vorbereitungstreffen frage er stets, ob die Seebestattung wirklich das Richtige sei. Viele würden ihren Mann lieber auf einem Friedhof in der Erde begraben. "Aber gegen den letzten Willen eines geliebten Menschen kommt man nicht an."

An den Stelen auf der "Brücke der Erinnerung" hängen bereits mehr als 400 Plaketten. Albrecht zeigt auf das Schild einer jungen Frau, das weit oben in der ersten Reihe seinen Platz gefunden hat. Sie war schon mit 20 Jahren einer Krankheit zum Opfer gefallen, erinnert sich Albrecht. "Ihre Eltern sagten, dass sie immer sehr klein gewesen sei, darum sollte zumindest ihre Plakette einen Platz weit oben haben."

Am "Heck" der "Brücke der Erinnerung" leuchtet nachts als sinnbildlicher Wegweiser eine Laterne. Denn Kerzen und offenes Feuer sind im Wattgebiet streng verboten. Dafür gibt es zwei Ständer, in denen Blumen gesteckt werden können. Eine Bank mit Blick auf die See lädt ein zum Verweilen und Nachdenken. Über allem steht ein großes Kreuz, an dem eine Totenglocke angebracht ist. Auf einem Schild steht: "Hast du Sehnsucht, denkst du an mich, setz dich ans Wasser, es tröstet dich."

"Die gute Erinnerung an einen geliebten Menschen ist wichtig für das eigene Weiterleben", sagt Albrecht, der seit 35 Jahren Menschen vor allen Küsten der Welt bestattet. Das Ehepaar Wilhelm blickt noch einmal hinüber zu den Inseln am Horizont. Morgen werden sie wiederkommen.

 


Sternenkind-Fotograf: "Es ist das reine Mitgefühl"

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Fotografen dein Sternenkind

Foto: ALIBABA-Medien/Kai@KAI-GEBEL.COM

Sternenkinder sind Kinder, die tot zur Welt kommen oder kurz nach der Geburt sterben. Diese Erfahrung ist für die Eltern unfassbar traurig. Um hier Anteilnahme zu zeigen hat der Fotograf Kai Gebel die Initiative "Dein Sternenkind" ins Leben gerufen. Er möchte den Eltern Erinnerungsfotos von ihren Kleinen zum Geschenk machen. Solche Bilder können beim Trauerprozess sehr unterstützen.

Sein erstes Sternenkind fotografierte Gebel im Jahr 2012. "Das war extrem berührend. Es hat mich damals in meinem Denken und Fühlen, in meinem Alltag, bestimmt vier bis sechs Wochen lang beschäftigt", sagt der Fotograf und Filmer aus Seeheim-Jugenheim (Südhessen). Die Eltern, die sich damals bei ihm gemeldet hatten, kamen mit ihm über die amerikanische Initiative "Now I Lay Me Down to Sleep" in Kontakt.

Diese schon länger existierende Organisation hatte damals nur vier Fotografen für Deutschland. Das sind nicht genug, dachte sich Gebel. So entstand der Wunsch seine eigene Initiative zu gründen: "Dein Sternenkind" wurde Anfang 2013 ins Leben gerufen. Mittlerweile gibt es ein bundesweit aktives Netzwerk, bei dem über 630 Fotografen und Fotografinnen registriert sind. Von über 800 Sternenkindern konnten so in den letzten Jahren Bilder gemacht werden.

"Es sind die kleinen Dinge, die dann zählen"

Die Mitglieder der Initiative arbeiten alle ehrenamtlich und stellen ihre Zeit kostenlos den Eltern zur Verfügung. "Wir haben im Team Menschen mit einem so riesigen Herz, die fahren auch mal 200 Kilometer einem Termin. Mieten sich noch ein Auto dafür, weil sie keins haben", sagt der Initiator.

Gebel ist selbst Vater von sechs erwachsenen Kindern. Er selbst hat nie den Schicksalsschlag erlebt, Vater eines Sternenkinds zu sein. Doch kann er sich kaum vorstellen, dass Eltern etwas Schmerzlicheres erleben können. "Es ist das reine Mitgefühl", was ihn antreibt. "Ich habe halt die Möglichkeit als Kameramann, ich habe das Auge, die Technik - und ich kann den Eltern mit einem Erinnerungsfoto von ihrem Sternenkind etwas geben, was für sie unglaublich wertvoll sein kann."

Durch die Pränataldiagnostik wissen heutzutage manche Eltern bereits früh, was auf sie zukommt, wenn ihr Kind eine Fehlbildung oder eine lebensbedrohliche Krankheit hat. "Doch in 85 Prozent der Fälle melden sich Eltern bei uns, wenn es ganz schnell gehen muss, weil es beispielsweise plötzlich keine Herztöne mehr gibt", sagt Gebel. Dann wird durch eine App der Fotografen-Pool aktiviert, der in der Nähe der Eltern in Einsatz ist. "Teilweise dauert es keine halbe Stunde, dass jemand von uns im Krankenhaus ist." Schön ist es schließlich, wenn es gelingt, das noch lebende Kind zu fotografieren. Die Eltern können sich dann auch wünschen, dass ein paar Videosequenzen gedreht werden.

Dies kommt öfters vor, wenn die kleinen Sternchen bei der Geburt noch leben und die Eltern sich eine Nottaufe wünschen. "Es sind die kleinen Dinge, die dann zählen", sagt Anna Lisa Chang, die als Fotografin für "Dein Sternenkind" in Österreich, Raum Graz, aktiv ist. Die Schwestern würden die Taufen sehr schön gestalten, mit selbstgebastelten Taufkerzen. Die berührenden Videos, die dabei entstehen, können sich viele Eltern erst nach langer Zeit der Trauer ansehen.

"Alles, was geboren wird, hat das Recht verabschiedet zu werden"

Die junge Fotografin hat schon elf Sternchen fotografiert. Wenn sie in einem Krankenhaus ankommt, muss sie im ersten Moment schon schlucken. Doch dann fängt sie an zu arbeiten und die Eltern sind häufig ganz fassungslos vor Dankbarkeit, dass jemand in so schwerer Stunde zu ihnen kommt, da ist und helfen will, dass ihr Kind in Würde verabschiedet werden kann. Zwei Mal war Chang dabei, als ein Kind gestorben ist: "Diese Momente beschäftigen mich natürlich noch lange." Doch die Fotografin, selbst Mutter von zwei gesunden Kindern, sagt, sie könne es aushalten, den Schmerz der Eltern mitzutragen.

Auf der Facebook-Seite der Organisation schreiben immer wieder betroffene Eltern, wie gut es ist, dass es Fotos von ihren für immer geliebten und nie vergessenen Kindern gibt. "Dein Sternenkind" hat so auch im Jahr 2014 die Auszeichnung "pulsus" gewonnen: "Es sei eine Initiative, die sich ganz unmittelbar an die Betroffenen wendet - und ihnen zärtliche, traurige aber auch sehr einfühlsame Erinnerungen und Augenblicke hinterlässt", lobte Professor Wolfgang Henrich, Direktor der Geburtskliniken an der Charité (Berlin) in seiner Laudatio.

Eine Mutter von zwei Sternenkindern ist Vanessa Ross. Ihre Zwillingsmädchen Anni und Hailey wurden im August 2014 tot geboren. "Wir mussten die schlimmste Erfahrung unseres Lebens machen", schreibt Ross auf ihrer Website. Unter einem Foto von ihren zwei Mädchen steht dort: "Meine zwei Prinzessinnen. Ihr durftet nur 8 Monate in meinem Bauch wohnen und seid dann wieder zurück zu den Sternen geflogen. Wir vermissen euch sehr und es tut so weh, dass ich es nicht in Worte fassen kann." Im Video beschreibt die damals 29-jährige Mutter sehr offen und berührend, wie es für sie war, ihre Mädchen zum ersten Mal zu sehen. Sie auch bei sich zu Hause zu haben, sie zu waschen, zu kleiden und sich zu verabschieden.

Sie weiß auch nicht genau, woher der Impuls kam, nähen und häkeln konnte sie damals noch gar nicht, aber sie hatte nach der Verabschiedung ihrer Mädchen das ganz dringende Bedürfnis Kleidung für andere Sternenkinder zu nähen. Denn leider kommt es noch sehr häufig vor, dass totgeborene Kinder nicht angezogen werden, da es für so kleine Menschen keine Kleidung zu kaufen gibt. "Alles, was geboren wird, hat das Recht verabschiedet zu werden und gekleidet zu werden. Da gibt es keine Untergrenze", sagt Ross.

Fotos, auf denen die kleinen Sternenkinder schön gekleidet sind – dies mag den Eltern helfen zu trauern und sich immer wieder in Liebe zu erinnern. "Dein Sternenkind" soll noch europaweit ausgedehnt werden, denn das Interesse steigt enorm, sowohl von Seiten der Eltern als auch von Krankenhäusern, sagt Gebel. Bisher gibt es registrierte Fotografen auch in Österreich, Luxemburg, in der Schweiz und auf Mallorca. Weitere Fotografen und Fotografinnen, die mitmachen wollen, werden immer gesucht. Sie können sich auf der Website bewerben.

"Viele Frauen haben Sternenkinder"

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Interview mit Anna Rechel, Hebamme und Trauerbegleiterin
Weinende Frau mit Ultraschallfoto in den Händen.

Foto: Lightstock/Prixel Creative

Hebamme Anna Rechel hat sich zur Trauer- und Sterbebegleiterin ausbilden lassen. Familien mit Sternenkindern ihrer Meinung müssten besser begleitet und über ihre Rechte im Falle einer Tot- oder Fehlgeburt aufgeklärt werden, sagt sie. Dass es so viele stillen Geburten gebe, werde in unserer Gesellschaft tabuisiert und die Eltern mit ihrer Trauer oft alleine gelassen.

Sie haben eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin gemacht. Wie passt das zu Ihrer Tätigkeit als Hebamme?

Mehr zu Anna Rechel
Anna Rechel

Anna Rechel ist seit 12 Jahren freiberufliche Hebamme und Inhaberin der Hebammenpraxis JUNO in Bensheim. Seit Abschluss ihrer Ausbildung zur Trauer- und Sterbebegleiterin ist sie für das Sternenkinderzentrum Odenwald e.V. tätig.

Anna Rechel: Das Gefühl, dass ich mich im Bereich der Trauer- und Sterbebegleitung weiterbilden muss, hatte ich schon in der Ausbildung, denn auch in der Tätigkeit als Hebamme habe ich immer wieder mit dem Thema Tod zu tun. Ich habe zum Beispiel in einer Klinik gearbeitet, in der  auch Spätabbrüche betreut werden. Das bedeutet, dass Kinder mit Fehlbildungen, mit einer lebensverkürzten Diagnose oder Kinder, die für gar nicht lebensfähig gehalten werden, auch noch nach der 12. Schwangerschaftswoche abgetrieben werden dürfen. Obwohl ich im Rahmen der Hebammen-Ausbildung schon eine Menge gelernt habe, habe ich gemerkt, dass das bei Weitem nicht reicht, um die Familien adäquat zu betreuen. Mein Wunsch und Ziel ist es, betroffene Eltern anders zu begleiten, als es momentan leider oft der Fall ist.

Erwartet ein Paar ein Baby, nehmen sie zu mir als Hebamme Kontakt auf und wir treffen uns in meiner Hebammenpraxis zum Kennenlernen. In einem Gespräch erfrage ich dann alles, was für mich und die Begleitung wichtig ist, dabei gehe ich auch auf vorrausgegangene Schwangerschaften ein. Jede Frau hat ihre eigene Geschichte und viele von ihnen haben Sternenkinder. Das ist aber etwas, was in unserer Gesellschaft oft tabuisiert wird. Meistens wird bei der normalen Vorsorgeuntersuchung durch den Frauenarzt die Diagnose gestellt, dass das Kind sich nicht weiter entwickelt hat oder das Herz des Kindes nicht mehr schlägt. Dann wird ein Termin im Krankenhaus gemacht und die Frauen kriegen bereits wenige Tage später eine Ausschabung – das wars!

Die Frauen werden nicht einmal darüber aufgeklärt, dass es auch die Möglichkeit gibt, zu warten, bis ihr Körper sich von alleine von diesem Kind verabschiedet. Auch das sie einen Anspruch auf Hebammenhilfe haben wissen die meisten Familien nicht. Es gibt Frauen und Paare, die gut mit dem Erlebten zurechtkommen. Es kann aber auch sein, dass sie durch dieses Erlebnis schwer traumatisiert sind und dieses Trauma dann mit in eine Folgeschwangerschaften nehmen. Sie haben dann Angst und sind sehr verunsichert. Ich dachte immer wieder, dass ich betroffene Frauen und Familien gerne mehr unterstützen würde. Mir reichte es nicht, zwei Bücher zum Thema zu lesen, sondern mir war klar, dass ich auch für mich selbst etwas tun muss. Ich muss in meiner Person so gefestigt sein und wissen wo ich stehe, dass ich die Arbeit mit Trauernden "aushalten" und ihnen auch eine Hilfe sein kann.

"Ich werde auch immer an meine eigene Geschichte erinnert und mit meiner Trauer konfrontiert."

Fühlen Sie sich mit der Trauerausbildung der Arbeit mit verwaisten Eltern gewachsen?

Rechel: Ja, auf jeden Fall! Diese Trauer- und Sterbebegleiter-Ausbildung ist nicht nur Theorie, sondern auch viel Persönlichkeitsarbeit. Es geht also darum, sich selbst zu reflektieren: Wo stehe ich? Wo sind meine Grenzen? Wenn ich mich mit "den Problemen" anderer befasse, muss ich auch die Möglichkeit haben, das wirklich als das Problem eines anderen zu sehen. Es geht nicht darum, nicht mitfühlend zu sein, sondern darum, nicht alles mit nach Hause zu nehmen - das frisst einen irgendwann auf.

Der Grund, warum ich diesen Schritt erst jetzt, 12 Jahre nach meinem Examen gemacht habe, ist meine eigene Familie. Ich habe mittlerweile vier Kinder zwischen eld und vier Jahren. Als Familienplanung und Schwangerschaft für mich persönlich noch Thema war, konnte ich mich nicht so intensiv mit "Sterben" und "Tod" beschäftigen. Mir wäre es sicherlich nicht gut gelungen, diese Themen nicht an mich heranzulassen und ohne Ängste meine Schwangerschaften zu genießen.

Gelingt Ihnen das immer, die Trauerarbeit mit Frauen, die ihr Kind verloren haben, nicht mit nach Hause zu nehmen?

Rechel: Nein, natürlich nicht. Ich denke, das ist auch normal, dass es Situationen und Schicksale gibt, die einem persönlich sehr nahe gehen. Ich selbst bin auch zweifache Sternenkindermama. Wenn ich Paare begleite, die eine ähnliche Geschichte haben, dann werde ich auch immer an meine eigene erinnert und mit meiner Trauer konfrontiert.

Ich stehe im ständigen Austausch zu den anderen Teilnehmerinnen der Trauer- und Sterbeausbildung. Das ist sehr wichtig für mich. Habe ich einmal das Gefühl, dass ich an meine Grenzen komme oder ich jemanden brauche, der mir hilft mich und meine Gefühle zu sortieren, sind wir füreinander da und begleiten uns gegenseitig. Es ist schön, dass wir uns in dieser Gruppe immer wieder gegenseitig unterstützen, uns aufbauen und zuhören.

Was durchleben Frauen und Männer, die ihr Kind verloren haben?

Rechel: Normalerweise gehe ich nicht mit den Frauen ins Krankenhaus, weil es für mich nicht machbar ist, zeitlich so flexibel zu sein. Ich habe aber mal eine Freundin bei ihrem Sternenkind begleitet und war auch mit ihr im Krankenhaus. Ich fand es sehr erschreckend, wie einige Mitarbeiter der Klinik mit ihr und ihrem Schicksal umgegangen sind. Wie wenig Fingerspitzengefühl oft da ist, wie wenig auf den Umgang mit den Eltern geachtet wird und wie kalt manche Menschen sind. Das liegt sicherlich auch dem hohen Arbeitspensum, das momentan in vielen Krankenhäusern herrscht. Dadurch hat das Personal oft gar nicht die Möglichkeit die Eltern in angemessener Art und Weise zu betreuen.

Leider ist es auch schon vorgekommen, dass Frauen, bei denen das  Baby in einer frühen Schwangerschaftswoche gestorben ist, gar nicht betreut werden, wenn sie auf die Geburt ihres toten Kindes warten. Sie liegen alleine im Zimmer und kriegen einen Toilettenstuhl hingestellt. Da kann es passieren, dass die Mutter ihr Baby dann auf diesem Stuhl alleine auf die Welt bringt. So etwas macht mich fassungslos! Und das zeigt mir auch, dass es wichtig ist, das Personal noch einmal darauf aufmerksam zu machen, zu schulen, aufzuklären und zu sensibilisieren.

"Jeder Mensch trauert anders"

Die Eltern wissen oft gar nicht, welche Rechte sie in dieser Situation haben. Mittlerweile ist es in Deutschland so, dass jedes Kind bestattet werden darf. Lange war das nicht der Fall, da wurden Kinder, die unter 500 Gramm gewogen haben und tot geboren wurden, einfach gar nicht bestattet. Ich sehe es als Pflicht, die Eltern über dieses Recht aufzuklären, damit sie selber entscheiden können, ob sie das wollen oder nicht.

Sternenkindereltern, gerade diese, welche ihr Baby in einer frühen Schwangerschaftswoche gehenlassen mussten, wird oft gar nicht zugestanden, richtig zu trauern. Sie hören dann Sätze wie: "Ihr könnt es doch einfach nochmal versuchen" oder "Das war doch noch gar kein richtiges Kind". Aber jeder Mensch geht anders mit so einer Situation um und jeder Mensch trauert anders und braucht eine andere Begleitung.

Wie reagieren Eltern auf den Verlust ihres Kindes während der Schwangerschaft?

Rechel: Also das ist ganz unterschiedlich und hängt sicherlich auch mit der Schwangerschaftswoche zusammen, in der das Kind gestorben ist. Es gibt Eltern, die sagen: "Wir sind traurig, aber es hat wohl nicht sein sollen, es ist in Ordnung." Bei manchen ist das auch eine Glaubenssache, und durch den Glauben können die Eltern das ganz gut verarbeiten. Sie sagen, dass es okay ist, und dass das Kind schon seinen Grund hatte, weshalb es nicht kommen wollte. Und es gibt Eltern, die brechen zusammen. Es gibt Betroffene, die in Depressionen fallen, manche Ehen gehen kaputt, weil die beiden einfach nicht miteinander umgehen können in der Trauer. Männern und Frauen trauern eben unterschiedlich. Manche Männer gestehen sich gar nicht ein, dass sie traurig sind. Obwohl sie genauso betroffen sind. Sie denken, dass sie stark sein müssen.

Wie können Sie die Eltern in der Trauer um ihr Kind begleiten und sie unterstützen?

Rechel: Das kommt darauf an, mit welchem Auftrag ich in die Situation reinkomme und zu welchem Zeitpunkt ich kontaktiert werde. Werde ich kontaktiert, wenn die Frau noch schwanger ist, aber schon die Diagnose hat, dass ihr Baby tot ist, dann kann ich mit ihr und ihrem Partner vorher Gespräche führen. Ich kann zuhören und ihnen Raum geben, zu spüren, welche Gefühle da gerade in ihnen hochkommen. Als Hebamme kann ich den Paaren fachlich zur Seite stehen. Ich kann zum Beispiel unterschiedliche Wege aufzeigen, wie das Kind auf die Welt kommen kann. In Deutschland ist es meist so, dass Frauen bei frühen Fehlgeburten ins Krankenhaus geschickt werden und eine Gebärmutterausschabung bekommen. In anderen Ländern ist das nicht so. In Holland ist es zum Beispiel nichts ungewöhnliches, dass betroffene Frauen die "kleinen Geburten", wie wir das auch nennen, zu Hause erleben und ihr Kind zu Hause bekommen. Das ist letztendlich eine Entscheidung der Frau. Manche wollen das auch nicht und das ist absolut in Ordnung.

"Was die Eltern in dem Zeitraum bis zur Bestattung nicht leben, werden sie nie wieder nachholen können"

Ich bin da, um den Frauen zu zeigen, welche Möglichkeiten sie haben. Nach der Geburt bin ich nach Bedarf verfügbar. Als Hebamme schaue ich, wie sich die Gebärmutter zurückbildet oder eventuelle Geburtsverletzungen verheilen. Vielleicht muss die Frau abstillen, dann helfe ich ihr dabei. Ich biete ihr natürlich auch immer wieder Gespräche an. Außerdem gebe ich Rückbildungsgymnastikkurse für Sternenkindermamas.

Wenn ich als Trauer- und Sterbebegleitung gerufen werde, dann liegt die Begleitung natürlich vor allem in dem Schwerpunkt der Trauerarbeit. Ich arbeite mit dem Verein Sternenkinderzentrum Odenwald zusammen, da gibt es zum Beispiel auch Trauergruppen für verwaiste Eltern. Meine Ausbilderin Helga Schmidtke arbeitet dort als Sterbe- und Trauerbegleitung und als Sternenkinderbestatterin. Sie ist darauf spezialisiert, Sternenkinderbestattungen zu organisieren, denn auch für Bestatter ist es nicht alltäglich, ein Kind zu bestatten. In der Aufgabe als Sterbe- und Trauerbegleitung geht es vor allem darum, die Eltern über ihre Möglichkeiten und Rechte aufzuklären. Da kann es zum Beispiel darum gehen, dass ein totgeborenes Kind nochmal nach Hause geholt werden kann, damit die Eltern sich dort in Ruhe verabschieden können.

Wir arbeiten auch mit einer Sternenkinderfotografin zusammen, die den Abschied begleitet und wunderschöne Fotos von den Familien und ihren Kindern macht. Das ist letztendlich die einzige Möglichkeit, sich ein Andenken zu bewahren. Alles, was die Eltern in dem Zeitraum bis zur Bestattung nicht leben, werden sie nie wieder nachholen können. Deshalb zeigen wir den Eltern ganz viele Möglichkeiten auf und versuchen zusammen mit ihnen herauszufinden, was das richtige für sie persönlich ist. Auch bei der Gestaltung der Bestattung stehe ich an ihrer Seite: Bei der Gestaltung des Sarges, beim Einbeziehen der Geschwisterkinder oder der Großeltern. Aber auch nach der Bestattung sind wir weiter für die Familie da.

Inwieweit arbeiten Sie auch mit den Vätern der Sternenkinder zusammen?

Rechel: Mir ist wichtig, dass auch die Sternenkinderpapas wissen, dass ich für sie da bin. Ich versuche, auch Ihnen den benötigten Rahmen zu bieten, in der sie ihre Trauer leben können. Aber das wird unterschiedlich angenommen. Ich sehe mich nie nur für die Frauen zuständig, sondern immer für alle, die um ein Sternenkind trauern. Das können auch Geschwister, Omas, Opas oder Freunde der Familie sein.

Der Himmel voller Tränen

Ein Ort mit Namen für Menschen ohne Klingelschild

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Nahaufnahme eines Grabsteins auf dem Grabfeld für Obdachlose in Köln.

Foto: Katharina Peetz

Grabfeld für Obdachlose in Köln.

Manchmal rufen Obdachlose oder Streetworker bei Bestatter Thomas Kremer an: "Ich hab' den Mützenmann schon lange nicht mehr gesehen. Ist der bei euch?" Kremer beerdigt in Köln obdachlose Menschen und lässt ihre Namen auf Grabsteine gravieren.

"Die zwei da kommen auch gerade zu Besuch", sagt Thomas Kremer leise und deutet auf einen älteren Mann und eine ältere Frau, die langsam zum Eingang des Friedhofs schlurfen. Die beiden tragen ihre Habe in ein paar Taschen mit sich. Sie statten ihren Freunden, die auf dem Obdachlosenfeld des Kölner Südfriedhof begraben liegen, einen Besuch ab.

Thomas Kremer kennt sie fast alle. Denn er hat den Obdachlosen einen Ort zum Trauern gegeben. Vor rund 20 Jahren hat der Bestatter angefangen, Obdachlose auf einem speziellen Feld auf dem Südfriedhof zu beerdigen. Bis 1997 hatte er von der Stadt angeordnete anonyme Bestattungen durchgeführt. Wenn alleinstehende Menschen oder Menschen ohne festen Wohnsitz sterben, kümmert sich das Ordnungsamt um ihre Beerdigung. Innerhalb von zehn Tagen werden sie eingeäschert – das ist die günstigste Art der Bestattung.

Bestatter Thomas Kremer.

Bis Ende der Neunziger Jahre wurden sie in Köln dann auf einem anonymen Feld beigesetzt. "Ich wollte aber niemanden mehr gegen seinen Willen anonym bestatten", sagt Thomas Kremer. Also hat er die Urne mit der Asche eines jungen Obdachlosen auf dem freien Feld beigesetzt und den Namen des Toten auf einer Steinplatte verewigt. Mit der Zeit wurden es immer mehr. Schließlich habe auch die Stadt ein Einsehen gehabt, erzählt Thomas Kremer: Seit 1999 ist es per Ratsbeschluss in Köln nicht mehr erlaubt, Menschen gegen ihren Willen anonym zu beerdigen.

Ein kleiner Triumph für Kremer und seine "Interessengemeinschaf für die Bestattung obdachloser Menschen". Trotzdem musste er immer noch gegen Widerstände kämpfen. Die Angehörigen, deren Tote im unmittelbaren Umfeld des Gräberfelds lagen, beschwerten sich, erzählt Kremer. Teilweise kamen jugendliche Obdachlose, um ihrer Freunde zu gedenken. Allerdings nicht immer auf stille Art, sondern auch mal mit Gitarre. Eine Hecke sollte schließlich Lärm- und Sichtschutz bieten. Mittlerweile ist die Hecke wieder weg – das Obdachlosenfeld ist zum festen Bestandteil des Südfriedhofs geworden. Oft hält Bruder Markus die Beerdigungen, er ist katholischer Obdachlosenseelsorger und Streetworker – daher kennt er die Verstorbenen.

"Oh Haupt voll Blut und Wunden" zur Mundharmonika

Für viele der Obdachlosen ist das Gräberfeld fast so etwas wie eine Institution. Häufig äußern sie schon zu Lebzeiten den Wunsch, auf dem Feld beigesetzt zu werden. Manchmal bekomme er auch Anrufe von Streetworkern oder anderen Obdachlosen, erzählt Thomas Kremer: "Die fragen dann: 'Ich hab' den Mützenmann schon lange nicht mehr gesehen. Ist der bei euch?'"

Zum Totengedenktag am 1. November versammelt sich Kremer zusammen mit Obdachlosen und Streetworkern auf dem Feld, um an die Toten zu erinnern. "Das erdet mich immer", sagt Kremer. Dazu trage vor allem die ehrliche und unverstellte Art der Obdachlosen bei. "Die stehen zum Beispiel am Grabstein und sagen einfach: 'Mensch, das ist scheiße, dass du tot bist.'" Ihm gefalle auch die Art der Obdachlosen bei ihrer Totenfeier: "Da steht dann eine Horde wilder Typen auf dem Friedhof und singt 'Oh Haupt voll Blut und Wunden' zur Mundharmonika", erzählt Kremer mit einem Grinsen im Gesicht.

Sogar auf der Straße werde er mittlerweile erkannt und angesprochen. Oft höre er Rufe wie: "Finde ich toll, was du machst." Das verändere auch seine persönliche Sicht auf Menschen, die auf der Straße leben, sagt Kremer.

290 Urnen sind bereits in dem Feld begraben. Allmählich muss sich Thomas Kremer um eine neue Fläche bemühen: "Für 12 Urnen ist noch Platz – dann ist Schluss." Er hat auch schon ein anderes Feld ins Auge gefasst. Wenige Meter von dem ersten Feld entfernt ist eine freie Wiese, auf der ein Denkmal des Cellitinnen-Ordens steht. Das fünf Meter hohe Denkmal hätten ihm die Ordensschwestern schon vor einiger Zeit geschenkt, erzählt Thomas Kremer. Trotzdem habe er bislang noch nicht das Okay bekommen, die Obdachlosengräber hier fortzusetzen. Weil die Stelle zu prominent sei, sagt er. Mit Hilfe des evangelischen Pfarrers Hans Mörtter versucht Kremer, die Stadt davon zu überzeugen, ihm das Feld für sein Projekt zu überlassen.

Unterstützt wird Kremers Interessengemeinschaft durch Spenden und vor allem durch einen Steinmetz. Ohne ihn würde das Konzept des Obdachlosenfriedhofs nicht aufgehen: Der Steinmetzbetrieb Walk sammelt alte Grabsteine, die bei Grababräumungen übrig geblieben sind. Anschließend graviert er die Steine auf der Rückseite neu. Die Gestaltung der Grabstätten ist kreativ: Neben einfachen Platten am Boden gibt es auch eine große Steinwand und eine Art Bank aus Steinen, auf denen Besucher sitzen können – hergestellt aus Grabeinfassungen, die aufeinander gestapelt worden sind.

Dass an den Gräbern die Namen der Toten stehen, ist laut Kremer für die Obdachlosen besonders wichtig. Die, mit denen er gesprochen habe, wünschten sich explizit ein sehr traditionelles Begräbnis, erzählt der Bestatter. "Alles was sie in ihrem Lebensalltag an Konventionellem nicht hatten, möchten sie im Tod." Selbst wer nie ein Klingelschild hatte, findet hier Ruhe an einem Ort, an dem sein Name zu lesen ist.

Tag der Toten in Mexiko

"Trauernetz.de": Am Ewigkeitssonntag online Verstorbener gedenken

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Junge Frau zündet Teelichter in Form eines Herzens an.

Foto: Stocksy/Carolyn Lagattuta

Mit einer Chat-Andacht können Trauernde heute am Ewigkeitssonntag online gestorbener Menschen gedenken. Das Angebot "trauernetz.de" ergänzt die Gottesdienste der Ortsgemeinden, wie die Evangelische Kirche im Rheinland in Düsseldorf mitteilte. Die Online-Andacht wendet sich besonders an Trauernde, die weit entfernt vom Wohnort der Verstorbenen leben.

Die Chat-Andacht überträgt die Praxis evangelischer Gottesdienste am Ewigkeitssonntag ins Internet, wie es hieß. Dabei werden die Namen der im abgelaufenen Kirchenjahr gestorbenen Gemeindeglieder verlesen, um sie und ihre Angehörigen ins Fürbittgebet einzuschließen. Im Internet können Angehörige und Freunde darüber hinaus auch eines Menschen namentlich gedenken, der bereits vor längerer Zeit gestorben ist, wie die rheinische Kirche erklärte.

Simone Becker, Redakteurin bei "trauernetz.de" erklärte, das Angebot sei eine Reaktion auf eine durch das Internet veränderte Trauerkultur. Die Online-Andacht wird seit 2009 jedes Jahr am Ewigkeitssonntag angeboten, seit dem vergangenen Jahr können Trauernde auch Gedenkseiten für Verstorbene einrichten. "So haben Angehörige ganzjährig und ortsungebunden einen Platz, an dem sie sich ihrer Verstorbenen erinnern können", sagte Becker.

Angehörige oder Freunde können ab sofort unter www.trauernetz.de die Namen von Verstorbenen in ein Trauerbuch eintragen. Die Namen werden dann während der Online-Andacht am Ewigkeitssonntag um 18 Uhr im Chat eingeblendet. Im Anschluss beten die Chatteilnehmer gemeinsam.

"Trauernetz.de" ist eine Kooperation der Evangelischen Landeskirche in Baden, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche im Rheinland sowie der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands.

Die Farben der Trauer


Radiogottesdienst aus dem Kinderhospiz Bethel

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Die besondere Situation von Familien mit schwerstkranken Kindern war Thema eines Radiogottesdienstes aus dem Kinder- und Jugendhospiz in Bielefeld-Bethel.

Das Motto des Gottesdienstes, "Niemals ohne Hoffnung", wolle den Verlust nicht kleinreden, den Schmerz nicht geringer machen, sagte Pfarrerin Angela Kessler-Weinrich in ihrer Predigt zum Ewigkeitssonntag. Es bedeute vielmehr, dass es "einen Horizont gibt, der über uns und unser Erleben hinaus weist". Der Gottesdienst wurde am Sonntag vom Deutschlandfunk übertragen.

"Wir können Orte schaffen, von denen der helle Schein der Hoffnung in die Dunkelheit der Erde fällt", zitierte Kessler-Weinrich Pastor Friedrich von Bodelschwingh, der eng mit der Gründung Bethels verbunden ist. Im Kinderhospiz leuchte dieser helle Schein in ganz kleinen Lichtblicken. Dort könnten Familien eine Auszeit aus dem anstrengenden Alltag nehmen und neue Kraft schöpfen. Eltern fänden Ruhe, könnten ausschlafen und gesunden Geschwisterkindern Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Das Hospiz sei ein "Ort des Lebens und des Lachens" und ein Ort des Sterbens, sagte Kessler-Weinrich.


Auch Therapeutinnen und Pflegekräfte des Hospizes berichteten in dem Gottesdienst aus ihrem Arbeitsalltag. Es sei bewundernswert, wie viel Kraft Eltern für ihre Kinder aufbrächten und wie sie auch in schweren Zeiten nicht die Hoffnung verlören. Das Mitarbeiter-Team lerne viel von diesen Familien und nehme etwas von ihrer Kraft auf.

Mit dem Ewigkeits- oder Totensonntag endet in der evangelischen Kirche das Kirchenjahr. Neben dem Andenken an die Verstorbenen wird in vielen Gottesdiensten auch zu einem bewussteren Umgang mit der Lebenszeit ermutigt.

Singen hilft beim Trauern

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Singen hilft bei der Trauerarbeit.

Foto: David-W./photocase.de

Längst ist es wissenschaftlich belegt: Singen stärkt das Immunsystem. Es kann helfen, den Gedankenstrom zu unterbrechen sowie Stress und Hektik abzubauen. Auch bei trauernden Menschen und auch mit Kloß im Hals.

So zählt Eric Claptons melancholische Ballade "Tears in Heaven", in der er die Trauer nach dem Unfalltod seines vierjährigen Sohnes behandelt, zu den bekanntesten Werken des englischen Gitarristen und Sängers. Dennoch fristet das Singen als Hilfe im Trauerprozess in Deutschland offenbar noch ein Nischendasein. Doch ein Bestattungsunternehmen in München bietet seit über fünf Jahren "Singen mit Trauernden" an.

"Wir sind das erste und soweit ich weiß das einzige 'singende Bestattungshaus'", sagt Florian Rauch, Geschäftsführer des Unternehmens "Aetas"(deutsch: Lebenszeit, Zeitspanne des Lebens). Einmal pro Woche leitet die Sängerin, Musikerin und Gesangspädagogin Dagmar Aigner in der dafür besonders gestalteten Trauerhalle die Teilnehmer für zwei Stunden an. Gemeinsam werden einfache Lieder aus aller Welt gesungen, die man leicht mitsingen kann. Rauch: "Wohlgefühl und Entspannung stehen im Vordergrund." Es gebe keine Anforderungen an "richtiges" Singen und Notenlesen.

Beim "Singen mit Trauernden" gehe es vielmehr darum, "die heilsame und befreiende Wirkung des Singens zu spüren", erläutert Florian Rauch. Singen erleichtere den Zugang zu den Emotionen. "Gleichzeitig öffnet es uns wieder mehr unserer Lebensfreude und unserer Kraft." Das Angebot werde sehr gut angenommen, "leider nur vorwiegend von Frauen". Durchschnittlich ein bis zwei Jahre kommen Trauernde zum gemeinsamen Singeabend, schätzt er.

Begeistert von der Münchner Initiative zeigt sich Oliver Wirthmann, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Bestatter (Düsseldorf). Die einfachsten Dinge seien genial, wie etwa mit Trauernden zu singen, sagt der evangelische Theologe und ehrenamtliche Pfarrer. Es sei hilfreich im Trauerprozess, selbst aktiv zu werden und etwas zu tun.

Gleichzeitig beklagt Wirthmann, dass bei Trauerfeiern heute zu wenig gesungen werde. Drei Musikstücke, Reden, Texte, das war's oft schon. Manchmal berichteten Menschen danach, irgendetwas habe ihnen gefehlt. Sie hätten etwas vorgeführt bekommen, selbst aber nichts getan, erklärt sich Wirthmann dieses Gefühl.

Deshalb wünsche er sich, dass Bestatter bei der Vorbereitung der Trauerfeier mehr Angebote zum Mitsingen machen, sagt Wirthmann. Für die Verarbeitung der Trauer sei es wichtig, dass man singe - auch wenn man einen Kloß im Hals habe. Tragisch sei jedoch, dass viele Lieder selbst Christen nicht mehr bekannt seien.

Game Over: Neue ungewöhnliche Grabsteine

Bundestagsvizepräsident Peter Hintze gestorben

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Bundestagsvizepraesident Peter Hintze gestorben

Foto: epd/Rolf Zoellner

Der aus Honnef stammende evangelische Pfarrer absolvierte eine lange politische Laufbahn mit zahlreichen Partei- und Regierungsämtern.

Der CDU-Politiker, Theologe und Bundestagsvizepräsident Peter Hintze ist tot. Wie Bundestagspräsident Norbert Lammert am Sonntag in Berlin mitteilte, erlag Hintze am Freitag im Alter von 66 Jahren den Folgen einer schweren Krankheit. Der aus Honnef stammende evangelische Pfarrer absolvierte eine lange politische Laufbahn mit zahlreichen Partei- und Regierungsämtern. 

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat den verstorbenen Bundestagsvizepräsidenten Peter Hintze gewürdigt. "Der deutsche Protestantismus verliert einen streitbaren Kopf", erklärte er am Sonntag. Hintze sei viel zu früh gestorben. "Wir haben großen Respekt vor seiner Lebensleistung," sagte Bedford-Strohm.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte Hintze als "Mann des offenen Wortes, aber auch des Ausgleichs". Der studierte Theologe habe aus seinem christlichen Glauben die Kraft für seine politische Arbeit gezogen. Er habe seinen Glauben zum Fundament seines Handelns gemacht, sagte die Bundeskanzlerin: "Peter Hintze zeichnete sich durch klare Positionen aus und verteidigte seine Überzeugungen mit großer Leidenschaft und Sachkenntnis."

Bundespräsident Joachim Gauck kondolierte Petra Hintze zum Tod ihres verstorbenen Mannes. Mit seinem "unermüdlichen Einsatz zum Wohle unseres Landes hat Peter Hintze sich über alle Parteigrenzen hinweg große Anerkennung erworben", erklärte er. Hintze sei in allen seinen zahlreichen Ämtern ein hoch angesehener Repräsentant der deutschen Demokratie gewesen. "Mir werden seine Leidenschaft für die res publica, seine Geradlinigkeit, seine Warmherzigkeit und seine besondere Fähigkeit, dem anderen zuzuhören, immer in Erinnerung bleiben", sagte Gauck.



1990 zog Hintze erstmals als Abgeordneter für Wuppertal in den Deutschen Bundestag ein. 1983 war er zum Bundesbeauftragten für den Zivildienst ernannt worden. Von 1991 bis 1992 war Hintze Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Frauen und Jugend, von 1992 bis 1998 Generalsekretär der CDU, seit 2013 Vize-Präsident des Deutschen Bundestages.

Hintze war zudem von 1990 bis 1992 Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU. Lammert würdigte Hintze im Namen des Parlaments als leidenschaftlichen Parlamentarier und einen "allseits und über die Fraktionsgrenzen hinaus geschätzten Kollegen mit einer großen Begabung, Brücken zwischen unterschiedlichen Auffassungen und Interessen zu bauen". 

Seit 20016 hatte Hintze den Vorsitz der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion inne. Bis 2013 diente er als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt. Auch international, vor allem auch auf europäischer Ebene habe Hintze großes Ansehen genossen, unter anderem von 2002 bis 2015 als Vizepräsident der Europäischen Volkspartei (EVP) und bis 2005 als europapolitischer Sprecher und Vorsitzender der Arbeitsgruppe für die Angelegenheiten der Europäischen Union der Unions-Bundestagsfraktion, wie der Bundestag weiter mitteilte. 

Evangelischer Theologe Dannowski gestorben

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Der frühere evangelische Stadtsuperintendent von Hannover, Hans Werner Dannowski am 13.02.13. Der 83-Jährige starb nach Angaben des hannoverschen Stadtkirchenverbandes in der Nacht zum Montag.

Foto: epd-bild / Dethard Hilbig

Der frühere evangelische Stadtsuperintendent von Hannover, Hans Werner Dannowski am 13.02.13. Der 83-Jährige starb nach Angaben des hannoverschen Stadtkirchenverbandes in der Nacht zum Montag.

Der frühere Stadtsuperintendent von Hannover, Hans Werner Dannowski, ist tot.

Der 83-Jährige starb nach Angaben des hannoverschen Stadtkirchenverbandes in der Nacht zum Montag nach langer, schwerer Krankheit. Der evangelische Theologe leitete bis 1998 insgesamt 18 Jahre lang den evangelisch-lutherischen Stadtkirchenverband. Europaweit machte er sich als Filmbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie als Präsident der internationalen ökumenischen Film-Organisation "Interfilm" einen Namen.

Dannowski wurde 1933 in Petershagen bei Berlin geboren und wuchs in Königsberg im damaligen Ostpreußen auf. Nach dem Theologiestudium in Bielefeld, Hamburg, Heidelberg und Göttingen war er seit 1962 Inspektor am Uhlhorn-Konvikt in Göttingen und später Gemeindepastor in der Stadt. Nach fünf Jahren als Studieninspektor bei Northeim wurde Dannowski 1974 Superintendent in Hannover-Linden. Sechs Jahre später wurde er Stadtsuperintendent. Dannowski war Mitbegründer der Konferenz der evangelischen Stadtsuperintendenten und Stadtdekane aus deutschen Großstädten und 16 Jahre lang ihr Vorsitzender.

Der Theologe setzte sich besonders für die Kunst ein. So engagierte er sich 30 Jahre lang für die "Kunst-Gottesdienste" im Sprengel Museum Hannover. Diese fanden weit über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung. Als Stadtsuperintendent machte sich Dannowski zudem für den christlich-jüdischen Dialog stark. Nach Brandanschlägen auf türkische Familien Anfang der 1990er Jahre initiierte er Lichterketten gegen Ausländerfeindlichkeit.

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