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Kirchen erinnern an NS-Patientenmorde

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Zur Erinnerung an die Opfer der NS-Patientenmorde von 1939 bis 1945 laden die beiden großen Kirchen in Berlin am 28. August zu einem stillen Gedenken und interreligiösen Gottesdienst ein.

Zunächst sollen am Mahnmal T4 vor der Philharmonie weiße Rosen niedergelegt werden. Im Anschluss ist der Gottesdienst in der nahegelegenen St. Matthäus-Kirche im Kulturforum geplant, wie die evangelische Landeskirche und das Erzbistum Berlin am Donnerstag mitteilten.

Gestaltet wird er unter anderem vom Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Rabbiner Andreas Nachama, Diakonie-Präsident Pfarrer Ulrich Lilie, und der Berliner Caritasdirektorin Ulrike Kostka.



In der Berliner Tiergartenstraße 4 organisierten die Nationalsozialisten ab April 1940 den Massenmord an Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten im Deutschen Reich unter dem Decknamen "T4", benannt nach der Adresse der Dienststelle. Dem sogenannten Euthanasie-Programm in Europa gegen Anstaltsbewohner fielen Schätzungen zufolge rund 300.000 Menschen zum Opfer.

Der heutige Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen "Euthanasie"-Morde vor der Philharmonie wurde am 2. September 2014 eingeweiht.

Walter Scheel gestorben

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Der frühere Bundespräsident Walter Scheel, aufgenommen am 20.10.2006 im Wallraf-Richartz-Museum in Köln.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Walter Scheel, aufgenommen am 20.10.2006 im Wallraf-Richartz-Museum in Köln.

Walter Scheel ist tot. Der ehemalige Bundespräsident starb im Alter von 97 Jahren, wie das Präsidialamt am Mittwoch in Berlin mitteilte.

Der gebürtige Solinger Scheel war von 1974 bis 1979 Bundespräsident. Der FDP-Politiker war ab 1969 Außenminister in der sozialliberalen Koalition. Für einen Politiker ungewöhnliche Prominenz erlangte er 1973, als er für die Aktion Sorgenkind das Lied "Hoch auf dem Gelben Wagen" auf Schallplatte sang. Allein bis zum Frühjahr 1974 wurde die Platte mehr als 300.000 Mal verkauft.

Der evangelische Christ war Vater von vier Kindern und dreimal verheiratet. Seine zweite Frau Mildred rief die Deutsche Krebshilfe ins Leben, sie starb 1985. 1988 heiratete Scheel Barbara Wiese.

Leichenmuseum reagiert mit Trägerwechsel auf Schließungsandrohung

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Seit anderthalb Jahren sind unter dem Berliner Fernsehturm präparierte Leichen ausgestellt. Allerdings immer unter Vorbehalt. Denn zwischen dem Museumsbetreiber und dem Bezirk Mitte wird seit langem vor Gericht gestritten.

Im Tauziehen um das umstrittene Berliner "Menschen Museum" von Leichen-Plastinator Gunther von Hagens sind die Museumsbetreiber einer Schließungsandrohung des Berliner Bezirks Mitte zuvorgekommen. Mit einem Trägerwechsel und dem Austausch von Exponaten habe das Museum seine Ausstellung angepasst, sagte Museumskuratorin Angelina Whalley am Montag in Berlin. Damit seien die Forderungen des Oberverwaltungsgerichts (OVG) erfüllt und eine vom Berliner Bezirk Mitte vor einer Woche ausgesprochene Schließungsverfügung hinfällig.

Eine Sprecherin des Bezirks Mitte sagte auf epd-Anfrage, die neue Sachlage werde zunächst geprüft. Zudem laufe die Frist der Schließungsandrohung erst um Dienstagfrüh um 0 Uhr ab. Sie ist verbunden mit einem Zwangsgeld von 1.000 Euro pro weiterem Öffnungstag des Museums.

Mit den nun erfolgten Maßnahmen werde Rechtssicherheit geschaffen, sagte Whalley. Das OVG Berlin-Brandenburg hatte im Dezember vergangenen Jahres in letzter Instanz dem Berliner Bezirk Mitte Recht gegeben, der von den bisherigen Museumsbetreibern eine Genehmigung für das Ausstellen von Leichen und Leichenteilen gefordert hatte. Zugleich hatte der Bezirk aber diese Genehmigung unter Verweis auf das Berliner Bestattungsgesetz und wegen der seiner Ansicht nach fehlenden Wissenschaftlichkeit der Ausstellung verweigert.

Mit dem an diesem Montag vollzogenen Trägerwechsel von der bisherigen Betreibergesellschaft Arts & Science Berlin GmbH zu dem von Gunther von Hagens 1993 gegründeten Institut für Plastination in Heidelberg sei jetzt auch keine Genehmigung mehr nach dem Berliner Bestattungsgesetz nötig, zeigte sich Whalley unter Hinweis auf das OVG-Urteil überzeugt. Begründung: Anatomische Institute fallen unter das Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit.

Sechs Ganzkörperplastinate ausgetauscht

Außerdem hat das Museum in den vergangenen Monaten alle knapp 200 Teilkörper-Exponate sowie einen Teil der Ganzkörperplastinate ausgetauscht. Künftig seien alle ausgestellten Körperteile und Leichen individuellen Körperspendern zuzuordnen, hieß es. Damit kamen die Ausstellungsmacher einer wesentlichen Forderung des Bezirks nach. Künftig sind an allen Exponaten Identifikationsnummern zu finden. Diese wurden bislang am Ende des Plastinationsvorgangs entfernt, hieß es. Allerdings würden die Exponate für die Besucher aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes der Spender auch weiterhin anonym bleiben.

Von den 17 Ganzkörperplastinaten wurden sechs ausgetauscht, darunter etwa der "Skateborder" und der "Bogenschütze". Grund war die fehlende Zuordnung zu einem Körperspender. Zwei Ganzkörperexponate konnten einwandfrei einzelnen Spendern zugeordnet werden. Bei den übrigen ausgestellten plastinierten Körpern sei der Spenderkreis über die Aufzeichnungen im Rahmen des Plastinationsverfahren eng eingrenzbar und damit identifizierbar gewesen, hieß es weiter.

Das Institut für Plastination, das neuer Träger des Museums ist und ebenfalls von Whalley geleitet wird, betreibt auch das sogenannte Körperspenderprogramm. Bis heute sollen sich dort mehr als 16.000 Personen, die bereit zur Plastination ihres Körpers sind, registriert haben. Dabei müssen sie auch angeben, ob sie bereit sind, Teile ihres Körpers oder als Ganzes in einer Ausstellung ausgestellt zu werden.

Im Februar 2015 hatte das "Menschen Museum" als Ableger der "Körperwelten"-Wanderausstellungen im Zentrum Berlins unter dem Fernsehturm auf rund 1.200 Quadratmetern seinen Betrieb aufgenommen. Die Eröffnung des "Menschen Museums" war von Kirchen und Teilen der Politik heftig kritisiert worden. Der Rechtsstreit mit dem Bezirk Mitte ging bis zum Bundesverwaltungsgericht, dass allerdings die von den Museumsbetreibern angestrebte Revision gegen das OVG-Urteil nicht zuließ.

Ein Ort mit Namen für Menschen ohne Klingelschild

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Nahaufnahme eines Grabsteins auf dem Grabfeld für Obdachlose in Köln.

Foto: Katharina Peetz

Grabfeld für Obdachlose in Köln.

Manchmal rufen Obdachlose oder Streetworker bei Bestatter Thomas Kremer an: "Ich hab' den Mützenmann schon lange nicht mehr gesehen. Ist der bei euch?" Kremer beerdigt in Köln obdachlose Menschen und lässt ihre Namen auf Grabsteine gravieren.

"Die zwei da kommen auch gerade zu Besuch", sagt Thomas Kremer leise und deutet auf einen älteren Mann und eine ältere Frau, die langsam zum Eingang des Friedhofs schlurfen. Die beiden tragen ihre Habe in ein paar Taschen mit sich. Sie statten ihren Freunden, die auf dem Obdachlosenfeld des Kölner Südfriedhof begraben liegen, einen Besuch ab.

Thomas Kremer kennt sie fast alle. Denn er hat den Obdachlosen einen Ort zum Trauern gegeben. Vor rund 20 Jahren hat der Bestatter angefangen, Obdachlose auf einem speziellen Feld auf dem Südfriedhof zu beerdigen. Bis 1997 hatte er von der Stadt angeordnete anonyme Bestattungen durchgeführt. Wenn alleinstehende Menschen oder Menschen ohne festen Wohnsitz sterben, kümmert sich das Ordnungsamt um ihre Beerdigung. Innerhalb von zehn Tagen werden sie eingeäschert – das ist die günstigste Art der Bestattung.

Bestatter Thomas Kremer.

Bis Ende der Neunziger Jahre wurden sie in Köln dann auf einem anonymen Feld beigesetzt. "Ich wollte aber niemanden mehr gegen seinen Willen anonym bestatten", sagt Thomas Kremer. Also hat er die Urne mit der Asche eines jungen Obdachlosen auf dem freien Feld beigesetzt und den Namen des Toten auf einer Steinplatte verewigt. Mit der Zeit wurden es immer mehr. Schließlich habe auch die Stadt ein Einsehen gehabt, erzählt Thomas Kremer: Seit 1999 ist es per Ratsbeschluss in Köln nicht mehr erlaubt, Menschen gegen ihren Willen anonym zu beerdigen.

Ein kleiner Triumph für Kremer und seine "Interessengemeinschaf für die Bestattung obdachloser Menschen". Trotzdem musste er immer noch gegen Widerstände kämpfen. Die Angehörigen, deren Tote im unmittelbaren Umfeld des Gräberfelds lagen, beschwerten sich, erzählt Kremer. Teilweise kamen jugendliche Obdachlose, um ihrer Freunde zu gedenken. Allerdings nicht immer auf stille Art, sondern auch mal mit Gitarre. Eine Hecke sollte schließlich Lärm- und Sichtschutz bieten. Mittlerweile ist die Hecke wieder weg – das Obdachlosenfeld ist zum festen Bestandteil des Südfriedhofs geworden. Oft hält Bruder Markus die Beerdigungen, er ist katholischer Obdachlosenseelsorger und Streetworker – daher kennt er die Verstorbenen.

"Oh Haupt voll Blut und Wunden" zur Mundharmonika

Für viele der Obdachlosen ist das Gräberfeld fast so etwas wie eine Institution. Häufig äußern sie schon zu Lebzeiten den Wunsch, auf dem Feld beigesetzt zu werden. Manchmal bekomme er auch Anrufe von Streetworkern oder anderen Obdachlosen, erzählt Thomas Kremer: "Die fragen dann: 'Ich hab' den Mützenmann schon lange nicht mehr gesehen. Ist der bei euch?'"

Zum Totengedenktag am 1. November versammelt sich Kremer zusammen mit Obdachlosen und Streetworkern auf dem Feld, um an die Toten zu erinnern. "Das erdet mich immer", sagt Kremer. Dazu trage vor allem die ehrliche und unverstellte Art der Obdachlosen bei. "Die stehen zum Beispiel am Grabstein und sagen einfach: 'Mensch, das ist scheiße, dass du tot bist.'" Ihm gefalle auch die Art der Obdachlosen bei ihrer Totenfeier: "Da steht dann eine Horde wilder Typen auf dem Friedhof und singt 'Oh Haupt voll Blut und Wunden' zur Mundharmonika", erzählt Kremer mit einem Grinsen im Gesicht.

Sogar auf der Straße werde er mittlerweile erkannt und angesprochen. Oft höre er Rufe wie: "Finde ich toll, was du machst." Das verändere auch seine persönliche Sicht auf Menschen, die auf der Straße leben, sagt Kremer.

290 Urnen sind bereits in dem Feld begraben. Allmählich muss sich Thomas Kremer um eine neue Fläche bemühen: "Für 12 Urnen ist noch Platz – dann ist Schluss." Er hat auch schon ein anderes Feld ins Auge gefasst. Wenige Meter von dem ersten Feld entfernt ist eine freie Wiese, auf der ein Denkmal des Cellitinnen-Ordens steht. Das fünf Meter hohe Denkmal hätten ihm die Ordensschwestern schon vor einiger Zeit geschenkt, erzählt Thomas Kremer. Trotzdem habe er bislang noch nicht das Okay bekommen, die Obdachlosengräber hier fortzusetzen. Weil die Stelle zu prominent sei, sagt er. Mit Hilfe des evangelischen Pfarrers Hans Mörtter versucht Kremer, die Stadt davon zu überzeugen, ihm das Feld für sein Projekt zu überlassen.

Unterstützt wird Kremers Interessengemeinschaft durch Spenden und vor allem durch einen Steinmetz. Ohne ihn würde das Konzept des Obdachlosenfriedhofs nicht aufgehen: Der Steinmetzbetrieb Walk sammelt alte Grabsteine, die bei Grababräumungen übrig geblieben sind. Anschließend graviert er die Steine auf der Rückseite neu. Die Gestaltung der Grabstätten ist kreativ: Neben einfachen Platten am Boden gibt es auch eine große Steinwand und eine Art Bank aus Steinen, auf denen Besucher sitzen können – hergestellt aus Grabeinfassungen, die aufeinander gestapelt worden sind.

Dass an den Gräbern die Namen der Toten stehen, ist laut Kremer für die Obdachlosen besonders wichtig. Die, mit denen er gesprochen habe, wünschten sich explizit ein sehr traditionelles Begräbnis, erzählt der Bestatter. "Alles was sie in ihrem Lebensalltag an Konventionellem nicht hatten, möchten sie im Tod." Selbst wer nie ein Klingelschild hatte, findet hier Ruhe an einem Ort, an dem sein Name zu lesen ist.

Gottesdienst in Berlin zum Welttag der Suizidprävention

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Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin feiert am 10. September einen Gottesdienst, um auf das Tabuthema Suizid aufmerksam zu machen.

Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) etwa 10.000 Menschen das Leben - mehr als doppelt so viele wie durch Verkehrsunfälle sterben. Um die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für den 10. September den Welttag der Suizidprävention ausgerufen.

Anlässlich des Welttages feiert die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am 10. September 2016 ab 15 Uhr einen ökumenischen Gottesdienst. Unter dem Titel "Brücke und Geländer" bietet er in Musik und Gebet Raum für die Trauer von Menschen, die einen Angehörigen oder Freund durch Suizid verloren haben.

Mitveranstalter sind das Nationale Suizid-Präventions-Programm (NASPRO), die Selbsthilfeorganisation Angehörige um Suizid (AguS) und die Telefonseelsorge Berlin.

"Würden Sie Tomaten essen, die auf einem Grab gewachsen sind?"

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Ehrenamtliche Stadträtin stören Tomaten auf dem Grab
Tomaten als Grabschmuck.

Foto: Winfried Rein/Donaukurier

Für die Großeltern: Tomatenstauden als Grabschmuck auf einem städtischen Friedhof in Neuburg an der Donau.

Eine ehrenamtliche Stadträtin in Neuburg an der Donau will Gemüsepflanzen auf einem städtischen Friedhof verbieten lassen. Den Anlass für ihren Antrag liefert ihr eine Enkelin, die auf dem Grab ihrer Großeltern Tomaten angepflanzt hat.

Im Jahr 2015 sind beide Großeltern im Abstand von fünf Monaten gestorben. Sie hatten gerne in ihrem Garten, gemeinsam mit ihrer Enkelin, Gemüse angepflanzt. Auf das frische Grab der Großeltern setzte die Enkelin Tomatenstauden, denn das hätte ihren Großeltern sicherlich gefallen. Vor allem im Frühjahr und Sommer des Jahres 2016 entfalteten die Stauden ihre volle Pracht und schossen in die Höhe. Die Friedhofsreferentin der Stadt stört sich daran. Sie will einen Antrag einbringen, um die städtische Friedhofssatzung dahingehend zu ändern, dass Gemüsepflanzen auf Gräbern verboten werden.

"Dieser Antrag ist bisher noch nicht eingegangen", sagt Bernhard Mahler, Pressesprecher der Stadt Neuburg an der Donau. Als Sprecher der Stadtverwaltung distanziert er sich zudem vom Anliegen der ehrenamtlichen Stadträtin und Friedhofsreferentin der Stadt Neuburg, Elfriede Müller.

Ausdruck von Trauer oder öffentliches Ärgernis?

"Ich habe bereits einen Antrag geschrieben, den ich in den Haupt- und Finanzausschuss einbringen werde", sagt Elfriede Müller am Donnerstag gegenüber evangelisch.de. "Würden Sie Tomaten essen, die auf einem Grab gewachsen sind?", fragt sie. Und: "Der Friedhof darf nicht zum Schrebergarten verkommen." Elfriede Müller fühlt sich angegriffen, sie ist wütend und unter Druck: Bundesweit haben sich mittlerweile Medien bei ihr gemeldet, die sich für den kleinen Friedhofsstreit der 30.000-Einwohner Stadt Neuburg interessieren.

"Mich stören Gemüsepflanzen auf Gräbern. Die Leute wollen keine Gemüsepflanzen auf Gräbern. Das stört einfach, das Ganze!" sagt Elfriede Müller. Auf die Nachfrage welche Leute sie vertritt und wie viele, reagiert sie genervt, sie wolle sich nun nicht weiter äußern, wir lebten schließlich in einer Demokratie. Und jetzt solle man sie in Ruhe lassen, die Tomaten kämen weg, das stehe fest.

Für die Stadtverwaltung Neuburgs steht das jedoch bisher nicht fest. Natürlich müsse der Ausschuss über den Antrag entscheiden, wenn er denn einginge, sagt Pressesprecher Mahler. Zudem stellt er klar: "Wir haben gegenüber den Hinterbliebenen kein Verbot ausgesprochen. Die Tomaten dürfen erstmal stehen bleiben." Innerhalb des ersten Trauerjahres halte er es zudem für nicht angemessen, die Familie im Ausdruck ihrer Trauer zu begrenzen.

Die Friedhofssatzung der Stadt Neuburg sieht kein Verbot für Gemüsepflanzen auf Gräbern vor. Es ist auch erlaubt, Gegenstände auf Gräber zu legen und an Bäume zu hängen, wie Herzen oder Kuscheltiere. Lediglich solle die "Grabgestaltung der Würde des Friedhofs entsprechen", zitiert Mahler die Satzung.

Wie kam die Sache nun in Schwung? Die Hinterbliebenen des anliegenden Grabes hatten sich im Juli bei der Stadtverwaltung gemeldet und darum gebeten, den Angehörigen des Tomaten-Grabes auszurichten, sie mögen doch bitte die Stauden zurückschneiden, die schon auf die Nachbargräber herübergewuchert waren. Diesem Wunsch seien die Enkelin und ihre Eltern umgehend nachgekommen, sagt Mahler. Für die Stadt Neuburg ist die Diskussion deswegen erstmal erledigt.

Zahl der Ertrunkenen deutlich gestiegen

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In Deutschland sind im laufenden Jahr bis Ende August so viele Menschen ertrunken wie seit acht Jahren nicht mehr. Eine wesentliche Ursache für die Unfälle ist laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft das Baden an unbewachten Badestellen.

Insgesamt kamen mindestens 425 Personen ums Leben, darunter 323 Männer, wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Donnerstag in Bad Nenndorf bei Hannover mitteilte. Das waren 46 Opfer mehr als im Vorjahr.

Eine besondere Risikogruppe sind den Angaben zufolge Flüchtlinge. Insgesamt 56 Asylsuchende ertranken in den ersten acht Monaten des Jahres - doppelt so viele wie im Vorjahr. Um sie vor der Gefahr des Ertrinkens zu warnen, hat die DLRG Baderegeln als Piktogramme erarbeitet und den Kommunen kostenlos zur Verfügung gestellt.

Ursachen für die Unfälle seien Leichtsinn, Selbstüberschätzung und insbesondere das Baden an unbewachten Badestellen, erläuterte DLRG-Präsident Hans-Hubert Hatje. Vor allem bei Männern komme oft Alkohol hinzu.

Mehr Kinder ertrunken

Unter den Opfern waren auch 41 Kinder bis 14 Jahre - bei ebenfalls steigender Tendenz. "Diese Zahlen sind das Ergebnis der Bäderschließungen und damit verbundenen Ausfällen von Schwimmunterricht an den Schulen", sagte Hatje.

Die meisten Menschen ertranken nach Angaben der Lebensretter in Seen, Teichen, Flüssen und Kanälen. In den meist unbewachten Binnengewässern starben 349 Menschen. Die Küsten von Nord- und Ostsee sind dagegen laut DLRG relativ sicher, weil die Badestellen zwischen Borkum und Usedom von Mitte Mai bis Mitte September von Rettungsschwimmern bewacht werden. Im Meer ertranken bis Ende August 17 Menschen.

Außergewöhnlich hoch ist den Angaben zufolge der Anstieg von tödlichen Unfällen in Schwimmbädern. Dort stieg die Zahl der Todesopfer gegenüber dem Vorjahr von 10 auf 17. In Hafenbecken, Gräben und sonstigen Orten kamen 42 Menschen ums Leben. Die meisten tödlichen Badeunfälle gab es in Bayern mit 73, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 62. In Baden Württemberg ertranken 47 Menschen.

Walter Kohl für offeneren Umgang mit Suiziden

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Das Frankfurter Netzwerk Suizidprävention hat anlässlich des Welttags der Suizidprävention heute am Samstag (10. September) eine gesellschaftliche Tabuisierung von Selbsttötungen beklagt. Das sei besonders tragisch, weil ein offener Umgang mit dem Thema viele Menschen davon abhalten könne, sich das Leben zu nehmen, sagte Walter Kohl, Sohn des Altkanzlers Helmut Kohl (CDU) und Schirmherr des Netzwerks, am Freitag in Frankfurt am Main.

"Je mehr Erfahrung wir teilen, umso höher wird die Hürde zur Selbsttötung, weil die Betroffenen merken, dass sie nicht allein sind", sagte Kohl. Der Tod durch die eigene Hand sei für die Hinterbliebenen eine der grausamsten Todesarten, weil er viele Fragen offen ließe, was diese oft sehr lange belaste. Kohls Mutter Hannelore Kohl hatte sich im Juli 2001 das Leben genommen.

Er sei mehr als ein Jahr lang selbst suizidgefährdet gewesen und habe einen Versuch unternommen, berichtete Kohl - auch weil zu dieser Zeit vieles auf ihn einstürzte, etwa die Parteispendenaffäre seines Vaters und das Zerbrechen seiner ersten Ehe.

Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts töteten sich im Jahr 2014 rund 10.000 Menschen in Deutschland selbst, Schätzungen gehen von einer hohen Dunkelziffer und 100.000 Suizidversuchen aus. Am häufigsten betroffen ist die Altersgruppe zwischen 50 und 65 Jahren.

Zum Welttag der Suizidprävention wollen am Samstag vor dem Brandenburger Tor in Berlin mehrere Hundert Menschen an die rund 600 Selbsttötungen von Jugendlichen pro Jahr erinnern. Geplant ist ein sogenanntes Die-in: Um zwölf Uhr mittags wollen sich 600 Menschen auf ein Signal hin zu Boden fallenlassen.

Bis zum 18. September ist im Haus am Dom in Frankfurt die Wanderausstellung "Suizid - keine Trauer wie jede andere" zu sehen.


Jörg Zink ist tot

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Theologe Jörg Zink beim Kirchentag in Bremen

Foto: epd-bild/Stefan Arend

Jörg Zink auf dem Kirchentag 2009 in Bremen

Der evangelische Theologe und Bestseller-Autor Jörg Zink ist am vergangenen Freitag im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in Stuttgart gestorben, wie seine Familie am Sonntag mitteilte.

Als Prediger und Autor erreichte Zink Millionen von Menschen. Er schrieb rund 200 Bücher, mehr als hundert Mal sprach der Geistliche in der ARD das "Wort zum Sonntag". Zink galt als einer der wichtigsten Mitstreiter der Friedens- und Ökologiebewegung. 1965 übersetzte Zink das Neue Testament in eine verständliche, zeitgemäße Sprache und landete damit einen Bestseller. 40 Filme, zahlreiche für den Hörfunk gestaltete Gottesdienste und Andachten sind mit seinem Namen verbunden. Für sein Lebenswerk erhielt er 2004 den Predigtpreis des Verlags der Deutschen Wirtschaft. Im vergangenen Jahr wurde er zum Ehrenprofessor des Landes Baden-Württemberg ernannt.

"Jörg Zink hat in herausragender Weise kirchliches und geistliches Leben in Württemberg und darüber hinaus geprägt", würdigte der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, den Verstorbenen. "Er hat sich im Sinne der Verkündigung des Evangeliums kritisch und leidenschaftlich für die Bewahrung der Schöpfung, für Frieden und Gerechtigkeit sowie für den interreligiösen Dialog und die Ökumene eingesetzt. Er war ein großer Kommunikator des Evangeliums."

Auch der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, würdigte Jörg Zink als herausragende evangelische Persönlichkeit gewürdigt: "Jörg Zink hat die Herzen vieler Menschen erreicht – auf Kirchentagen, im Fernsehen und durch seine Bücher. An ihm hat mich immer beeindruckt, wie er persönliche Frömmigkeit und Engagement für die Welt miteinander verbunden hat. Das Bekenntnis zu Gott als dem Schöpfer war für ihn nicht vorstellbar ohne den Einsatz für die Bewahrung der Natur. Er hat mit diesem authentischen Glaubenszeugnis viele Menschen inspiriert. Die evangelische Kirche ist ihm zu großem Dank verpflichtet."

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erinnerte am Montag in Stuttgart an das Friedens- und Umweltengagement Zinks. Wie nur wenigen Menschen sei es ihm gelungen, die christliche Botschaft "aktuell und lebendig, ja drängend und existenziell werden zu lassen", schrieb Kretschmann. Er erinnerte auch daran, dass Zink Gründungsmitglied der Grünen war.

Zink wurde am 22. November 1922 in Elm in Hessen geboren, studierte in Tübingen Theologie und Philosophie und promovierte bei Helmut Thielicke in Hamburg zum Thema "Der Kompromiss als ethisches Problem". Nach zwei Jahren als Pfarrer in Esslingen arbeitete er von 1957 bis 1961 als Direktor des Burckhardthauses in Gelnhausen, dem zentralen Fortbildungsinstitut der Evangelischen Kirche in Deutschland für Jugend-, Kultur- und Sozialarbeit. Daran schlossen sich fast 20 Jahre als Landespfarrer für Fernsehen der württembergischen Landeskirche an. Darüber hinaus bereiste er immer wieder die Länder des Nahen Ostens, insbesondere Israel, und produzierte Filme und Bücher über die Religionsgeschichte und Kultur dieser Länder. Auch einige Liedertexte des Evangelischen Gesangbuchs stammen aus seiner Feder, u.a. "Der Abend kommt" (EG 673).

Umweltschützer, Pazifist und Seelsorger für Millionen

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Der evangelische Pfarrer Jörg Zink ist im Alter von 93 Jahren gestorben - ein Porträt
Theologe Jörg Zink beim Kirchentag in Bremen

Foto: epd-bild/Stefan Arend

Jörg Zink auf dem Kirchentag in Bremen 2009

Publikumsmagnet auf Kirchentagen, Bestsellerautor, Sprecher des "Worts zum Sonntag". Der politisch engagierte Theologe und Pfarrer Jörg Zink hat mit seiner eigenen Sprache Generationen geprägt.

Auf evangelischen Kirchentagen strömten Zehntausende Menschen zu seinen Vorträgen und Bibelarbeiten. Hunderttausende versammelte der Theologe Jörg Zink beim "Wort zum Sonntag" vor den Fernsehschirmen. Und mit weltweit rund 20 Millionen verkauften Exemplaren war der am 9. September in Stuttgart im Alter von 93 Jahren gestorbene Verfasser von fast 200 Büchern einer der bekanntesten evangelischen Autoren der Gegenwart.

Von 1970 bis zuletzt 2011 in Dresden belebte Jörg Zink die Kirchentage, vor allem in den 80er Jahren. So mussten er und der Flötist Hans-Jürgen Hufeisen 1981 in Hamburg auf die Moorweide umziehen, weil 40.000 Menschen sie hören wollten. Damals habe sich die Friedensbewegung etabliert, der konziliare Prozess sei in Gang gekommen, die Bewegung der Kirchen zu Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, sagte er. Grundsätzlich sei ein Kirchentag "eine evangelische Gegenkraft gegen eine nur verwaltete, nur bewahrende Kirche", wird Jörg Zink auf seiner Internetseite zitiert.

"So wichtig finde ich Luther nicht"

In den vergangenen Jahren war es ruhiger geworden um den alten Mann mit dem wallenden weißen Haar. In den Jahren vor seinem 90. Geburtstag hatte er einen Herzinfarkt und mehrere Hirnschläge. Die Auszeichnung "Ehrenprofessor des Landes Baden-Württemberg"überreichte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) dem Theologen im Februar 2015 in dessen Wohnhaus. Dennoch publizierte Jörg Zink bis in das laufende Jahr hinein. Er hinterlässt seine Frau Heidi, drei Töchter und einen Sohn.

Geboren wurde Jörg Zink am 22. November 1922 in Elm in Hessen. Vielleicht war es eine Begegnung im Zweiten Weltkrieg, die seinen Glauben prägte: In einem Gefängnis sah er einen zum Tode verurteilten Franzosen, der den Deutschen mit einem Lächeln begegnete. "Helden hatte ich genug gesehen, aber nicht einen Menschen, der so seinem Todfeind gegenüber stand. So ohne jeden Hass", erinnerte sich Zink. Er selbst las intensiv im Neuen Testament und rang sich durch, in Tübingen Theologie zu studieren.

In den 50er Jahren war Zink Repetent am Evangelischen Stift in Tübingen, danach schrieb er die Doktorarbeit "Der Kompromiss als ethisches Problem". Er sprach schon über Umweltschutz und Pazifismus, als von einer Partei der Grünen noch nirgends in Deutschland die Rede war - 1979 trat er der jungen Partei bei. Den Kampf gegen Kapitalismus, Rüstung, Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutung der Natur sah er dort beheimatet.

Zinks Hingabe galt der Heiligen Schrift. Das Neue Testament und ausgewählte Abschnitte des Alten Testaments übersetzte er in den 60er Jahren neu. Das Übersetzen sei eine Arbeit an Bildvorstellungen, sagte er später: "Wenn heutige Hörer und Leser dasselbe vor Augen haben, was Menschen vor zwei- oder dreitausend Jahren gesehen haben, dann ist die Übersetzung gelungen." 

Seine Kirche warnte Jörg Zink immer wieder davor, Stabilität, Geld und Ämter in den Mittelpunkt ihres Denkens zu stellen. Selbst das Ringen um ein protestantisches Profil fand wenig Gegenliebe. Zum 2017 anstehenden Reformationsjubiläum heißt es auf seiner Internetseite: "So wichtig finde ich Luther nicht." Luther sei "ja nur einer, der eine bestimmte Aussage modernisiert wiedergegeben hat". Zukunftsfähig ist seiner Ansicht nach in einer globalisierten Welt nur ein gemeinsames Profil aller Christen - am Besten gepaart mit einem Bündnis aller Religionen für Gerechtigkeit und Menschenrechte.

Der wissenschaftlichen Theologie stand Zink eher distanziert gegenüber: "Ich konnte mir schlechterdings nicht vorstellen, dass die Bauern und Fischer und Hausfrauen von Galiläa den Worten Jesu hätten folgen können, hätte Jesus die Art Theologie von ihnen verlangt, die wir heute unseren Hörern zumuten."

In "Die Stille der Zeit. Gedanken zum Älterwerden" warnte Zink 2012 vor Passivität im Alter. Senioren sollten für gerechte Anliegen demonstrieren, Briefe schreiben, im Internet veröffentlichen. Sein Rat auch für die letzten Lebensjahre: "Lebe sichtbar und spürbar, lebe öffentlich."

Haben Sie Tomaten auf den Gräbern?

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Eine unkonventionelle Grabbepflanzung sorgt in Neuburg für Diskussionen.

Der Tod gehört zum Leben dazu, so sagt man. Jede und jeder von uns kommt einmal an diesen Punkt. Wir alle müssen eines Tages abkratzen, abnippeln, über den Jordan gehen, den Adler machen, den Löffel abgeben, den Abgang machen, abtreten, das Zeitliche segnen, ins Gras beißen, die Tomaten von unten ansehen.

Wie – die Tomaten? Heißt das nicht die Radieschen? Nun – ein älteres, das Zeitliche bereits gesegnet habendes Ehepaar hat genau das von der liebenden Enkelin als Grabschmuck bekommen: Tomaten auf dem Grab. Als Erinnerung daran, wie gern sie in früheren Zeiten gemeinsam Tomaten gepflanzt und auch gegessen hatten. So wucherten nun also auf dem Grab der Großeltern die Tomatenpflanzen. Offensichtlich richtig gut, denn das Ganze kam durch eine Bitte der Besitzer des Nachbargrabes an die Öffentlichkeit, die Tomaten mögen doch bitte mal beschnitten werden – was die Enkelin auch gerne und umgehend erledigte.

Doch nun folgte eine überraschende Diskussion: Sind Tomaten auf dem Grab nicht etwa völlig pietätlos? Die Friedhofsreferentin und ehrenamtliche Stadträtin von Neuburg an der Donau, in deren Zuständigkeitsbereich besagte Tomatenstauden wuchsen, kündigte einen Antrag zur Änderung der Friedhofssatzung an, denn ein Friedhof sei doch kein Schrebergarten. Und überhaupt, wer wolle denn schon Friedhofstomaten essen?

Die Sache ist nach unserem Kenntnisstand noch nicht, nun ja, gegessen. Doch scheint die Tendenz in Neuburg eher dahin zu gehen, die Tomaten stehen zu lassen als ein Zeichen der tiefen Verbundenheit mit den verstorbenen Großeltern.

Und mal ganz ehrlich: Im Vergleich zu manchen kitschigsten Engelsfiguren und anderem Gedöns auf Gräbern finde ich wuchernde Tomaten wunderschön. Ein Ausdruck des Lebens, das sich nicht unterkriegen lässt. Grün. Rot. Lebendig. Nahrhaft. Farbenfroh. So kann ein Grab zum Ausdruck der Hoffnung auf neues Leben werden. Nein, ich hätte auch keine Bedenken, diese Tomaten zu essen. Ganz im Gegenteil: so ein paradiesisch-wohlschmeckender Tomatensalat in Gedenken an die Großeltern, das kann etwas Wunderschönes sein. Wenn man mal von dem kleinen Schönheitsfehler absieht, dass der Schreiber dieser Zeilen nicht der allergrößte Tomatenfan der Welt ist. Dann vielleicht doch bitte lieber die Radieschen.

Wir wünschen den trauernden Angehörigen, dass der derzeitige Rummel um ihre Grabbepflanzung sie nicht zu sehr berührt und belastet. Dass sie das Andenken an ihre Verstorbenen bewahren können. Und dass ihnen die Tomaten noch viele Jahre wohl schmecken werden. Wohl bekomms!

 

Zusammenstellung der Redewendungen aus: http://www.alexanderschule-vechta.de/rune/seiten/3/31/319/index.htm

http://www.evangelisch.de/inhalte/138166/08-09-2016/neuburg-der-donau-pflanzt-enkelin-tomaten-auf-das-grab-und-die-stadtraetin-stoert-das

Highway to heaven

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Traditionelles Anlassen im Main-Kinzig-Kreis

Foto: dpa/Fredrik Von Erichsen

Für Motorradfans gibt es ein neues Bestattungsangebot.

Bestattungskultur ändert sich. Zum Guten wie zum Schlechten. Auf der einen Seite die Billig-Bestattung: Möglichst günstig, ohne großes Pipapo, und am liebsten irgendwo anonym; ein Grab zu pflegen, kann ja heute auch keinem mehr zugemutet werden.

Auf der anderen Seite: Der viel stärkere Trend zu einem sehr persönlichen, oft auch ungewöhnlichen Abschied. Man denke nur an Renato Bialetti von der gleichnamigen italienischen Espressokannenfirma, von der der berühmte "Moka Express" stammt. Der wurde tatsächlich in einer Espressokanne beigesetzt – oder zumindest in einer espressokannenförmigen Urne. Auch der ungewöhnliche Grabschmuck mit Tomatenpflanzen, von dem wir erst kürzlich berichteten, geht in die gleiche Richtung: Der Abschied von einem geliebten Menschen soll etwas Persönliches sein. Ein Moment, in dem man sich nochmal erinnert: Wer war er oder sie? Welche Hobbies, welche Eigenheiten und vielleicht auch welche schrulligen Angewohnheiten hatte dieser Mensch? Woran werden wir liebevoll zurückdenken?

Für alle Motorradfahrer/innen – zumindest im Einzugsgebiet des anbietenden Beerdigungsunternehmens – gibt es nun ein ganz besonderes Angebot: Die letzte Fahrt auf einem Motorrad! Genauer gesagt: Im Beiwagen. Ein Bestatter aus der Nähe von Cottbus bietet nun die Überführung des Sargs in einem speziell dafür gebauten Motorrad an. Ein allerletztes Mal über die Lieblingsstraßen fahren. Ein letztes Mal den Fahrtwind abbekommen. Oder einfach nur: Ein cooler Abgang, passend zu einem Menschen, der sein Motorrad liebte.

Ähnlich wie bei den Tomaten auf den Gräbern mögen auch hier manche einwenden: Das ist doch alles pietätlos. Ich frage zurück: Was ist denn Pietät? Bedeutet es, dass in jedem Fall alles leise und gedämpft sein muss, damit die (schwarz gekleideten) Angehörigen in Ruhe trauern kann? Leise gemurmeltes "mein Beileid" zu getragener Orgelmusik, die Pfarrerin sagt ein paar salbungsvolle Worte, und dann am besten mit Posaunenmusik (nichts neuer als Johann Sebastian Bach, bitte!) den Sarg absenken ins Grab?

Ja, das gibt es, und manchmal ist es genau das Richtige. Manchmal ist es trostreich für die Angehörigen, eine Beerdigung so zu erleben. Aber nicht für alle. Wenn der große Motorradfan unter lautem Geknatter im Sarg an der Leichenhalle vorfährt, die Motorradfreunde vielleicht zum Gruß nochmal ihre Motoren aufheulen lassen und die Kinder des Verstorbenen sich unter Tränen ein Grinsen nicht verkneifen können und dazu seufzen: "Ja, so war er. Das passt." Ist das nicht ein viel passenderer Abschied? Fahre hin in Frieden!

"Der schönste Friedhof, den ich je gesehen habe"

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300 Jahre protestantischer Friedhof in Rom
Das Gelände des protestantischen Friedhofs in Rom.

Foto: epd-bild/Romano Siciliani

Der protestantische Friedhof in Rom präsentiert sich den Spaziergängern in einer ganz eigenen Atmosphäre, abgeschieden und romantisch.

Für viele ist er einer der romantischsten Orte Roms: Der 300 Jahre alte protestantische Friedhof inmitten alter Bäume. Hier liegen die Gräber von John Keats, Gottfried Semper und Goethes Sohn August. Zum Jubiläum öffnet am Freitag eine Ausstellung.

Marmorengel beugen sich in Trauer versunken über Grabsteine. Auf alten Stelen unter gewaltigen Pinien sind russische, englische und deutsche Namen zu lesen. Der protestantische Friedhof in Rom präsentiert sich den Spaziergängern in einer ganz eigenen Atmosphäre, abgeschieden und romantisch. Römische Antike und Barock wirken auf dem terrassierten Gelände an der Stadtmauer eigentümlich fremd und weit weg.

Entstanden ist der "Friedhof für Nicht-Katholiken", wie er offiziell heißt, vor 300 Jahren: 1716 gab Papst Clemens XI. die Erlaubnis, dort die im Exil lebenden Mitglieder des schottisch-englischen Königshauses der Stuarts zu beerdigen. Das Gelände an der antiken Cestius-Pyramide lag damals noch außerhalb Roms.

Unter Pinien liegende Gräber

Das Kulturzentrum "Casa di Goethe" in Rom widmet ihm zum Jubiläum die Ausstellung: "Am Fuße der Pyramide. 300 Jahre Friedhof für Ausländer in Rom". Von Freitag (23. September) an sind mehr als 40 Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken zu sehen.

Der Friedhof faszinierte seit jeher Schriftsteller und Künstler. Zahlreiche Maler schufen römische Stadtansichten mit der Cestius-Pyramide für Reisende der "Grand Tour", der seit der Renaissance für höhere Stände üblichen Reise nach Italien, Spanien und in den heutigen Nahen Osten.

Ein Großteil der malerisch unter Pinien liegenden Gräber stammt aus einer Zeit, als für die Angehörigen der Toten eine Reise zur Trauerfeier nach Rom noch ein unüberwindliches Hindernis darstellte. So gaben sie bei römischen Malern Bildnisse der Gräber ihrer Verstorbenen in Auftrag. "Die meisten Künstler aber wählten diesen schönen Ort vermutlich aus ästhetischen Gründen", erklärt Nicholas Stanley-Price, Kurator der Ausstellung in der "Casa di Goethe".

Nie zurück in die Heimat

Auf dem protestantischen Friedhof sind viele Berühmtheiten beigesetzt. "Von den Ausländern, die mit der Absicht nach Rom kamen, ein bis zwei Jahre zu bleiben, fielen nicht wenige Krankheit oder Unfall zum Opfer", sagt Stanley-Price. Andere, die sich vom internationalen Künstlerambiente der Ewigen Stadt angezogen fühlten, seien dann nie wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt und mitunter im hohen Alter in ihrer Wahlheimat gestorben.

Auch Johann Wolfgang von Goethes Sohn August wurde auf dem protestantischen Friedhof beerdigt. Er starb 1830 in Rom im Alter von nur 40 Jahren. Die von seinem Vater entworfene Inschrift "Goethe filius patri antevertens otiit " verzichtet allerdings auf die Nennung des Namens des Toten: Vor seinem Vater sei der Sohn im Alter von 40 Jahren verstorben.

Erst 25 Jahre alt war der englische Dichter John Keats, als er 1821 in Rom starb. "Here lies One Whose Name was writ in Water", hatte er sich als Inschrift für sein Grab auf dem protestantischen Friedhof gedichtet. Ein Jahr später wurde hier auch sein Dichterfreund Percy Bysshe Shelley (1792-1822) begraben. Für Shelley war der "Cimitero acattolico", der Friedhof für Nicht-Katholiken, der "schönste und würdevollste Friedhof, den ich je erblickte". Auch der Architekt der Dresdner Semper-Oper, Gottfried Semper, wurde in Rom begraben.

Zahlreiche Gedichte über den Friedhof spiegeln die Ruhe und Abgeschiedenheit eines morbiden Sehnsuchtsorts. Für den englischen Maler William Turner (1775-1851) war er eher ein idyllisches Arkadien. Er stellte den Friedhof aus der Vogelperspektive vom nahe gelegenen Hügel Monte Testaccio aus dar. In dem nach einer Zeichnung von Turner angefertigten Kupferstich halten elegante Damen und Herren ein Picknick mit Blick auf den Friedhof und die umgebende Landschaft. Als Turner 1819 ein Aquarell von der Gegend malte, weideten auf einem Teil des Areals noch Schafe.

Der norwegische Maler Edvard Munch (1863-1944), ein Wegbereiter des Expressionismus, gestaltete den Gedenkstein für seinen Onkel Peder in leuchtenden, lebendigen Farben. "Der protestantische Friedhof ist der schönste, den ich je gesehen habe", beschrieb Munch seine Eindrücke.

Die meisten Werke in der Ausstellung entstanden im 18. und 19. Jahrhundert, darunter auch eine Zeichnung von Johann Wolfgang von Goethe. Sie zeigt die Cestius-Pyramide im Mondenschein. In einem Brief an Fritz, den 16-jährigen Sohn seiner Freundin Charlotte von Stein, deutet der Dichter an, dass er selbst in Rom begraben werden wollte.

"Du schriebst neulich von einem Grab der Miß Gore bei Rom", heißt es darin unter Anspielung auf Emilie Gore, Tochter eines englischen Reeders und Malers, die in Rom ebenfalls den protestantischen Friedhof gezeichnet hatte. "Vor einigen Abenden, da ich traurige Gedanken hatte, zeichnete ich meines bei der Pyramide des Cestius", fuhr Goethe fort. Sein Wunsch, in Rom begraben zu werden, sollte unerfüllt bleiben. Er starb 1832 in Weimar, wo er in der Fürstengruft beigesetzt wurde.

Vier Frauen in Einkaufszentrum in den USA erschossen

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Tragödie im Shoppingcenter: Ein Angreifer erschießt in Burlington im US-Bundesstaat Washington vier Frauen, mindestens ein Mann wird verletzt. Gesucht wird ein mit einem Gewehr bewaffneter Mann.

Ein Angreifer hat in einem Einkaufszentrum in den USA vier Frauen erschossen. Zwei weitere Menschen wurden in der Cascade Mall in Burlington im Bundesstaat Washington verletzt, wie die Polizei in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) mitteilte. Zuvor hatte es unterschiedliche Angaben zur Zahl der Opfer gegeben.

Ein Mann sei in kritischem Zustand in ein Krankenhaus geflogen worden, schrieb die "Seattle Times". Eine weitere Person sei leicht verletzt.

Der mutmaßliche Täter habe den Tatort vor dem Eintreffen der Beamten verlassen und sei auf der Flucht, hieß es. Die Polizei veröffentlichte ein Fahndungsbild, auf dem ein junger Mann mit einem Gewehr zu sehen ist. Der Katastrophenschutz von Skagit County betonte, es werde nach einem einzelnen Schützen gesucht.

Der lokale Fernsehsender Kiro 7 berichtete, das Einkaufszentrum sei zur Tatzeit voller Menschen gewesen. Polizei und Rettungsteams befanden sich im Großeinsatz. Das Motiv des Täters war zunächst unklar. Burlington liegt rund 100 Kilometer nördlich von Seattle.

"Eine Trägodie hat Washington heute getroffen", schrieb Gouverneur Jay Inslee auf Twitter. "Mit unseren Herzen sind wir in Burlington." FBI in Seattle teilte mit, es unterstütze die Ermittlungen.

FBI unterstützt die Ermittlungen

Das FBI in Seattle teilte mit, es unterstütze die Ermittlungen. Es gebe keine Informationen, die weitere geplante Angriffe im Bundesstaat Washington nahelegten. US-Reportern zufolge waren auch Hubschrauber im Einsatz. Die Menschen wurden mit Bussen in Sicherheit gebracht - an einer Kirche konnten sie ihre Familien treffen.

Auch rund drei Stunden nach dem Vorfall gab es für das Einkaufszentrum noch keine komplette Entwarnung, wie Polizeisprecher Mark Francis auf Twitter schrieb. "Viele verschlossene Türen und Räume mussten geöffnet werden." Das Areal sei insgesamt rund 40 000 Quadratmeter groß.

Holocaust-Überlebender Max Mannheimer gestorben

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Der Holocaust-Überlebende Max Mannheimer ist am Freitag im Alter von 96 Jahren gestorben, wie die KZ-Gedenkstätte Dachau am Samstag mitteilte. Mannheimer habe sich wie kein Zweiter mit seiner ganzen Person eingebracht, um gegen das Vergessen anzukämpfen und gleichzeitig als Versöhner aufzutreten, heißt es in einer Mitteilung. Im Erinnerungsdiskurs sei er zu einer zentralen Instanz geworden.

Der Verlust fast seiner gesamten Familie habe Max Mannheimer tief geprägt. Durch seine künstlerische Tätigkeit habe er den quälenden Gedanken zu entgehen versucht. Unmittelbar nach dem Krieg habe Mannheimer vorgehabt, Deutschland zu verlassen. "Jahre später wurde es seine Lebensaufgabe, öffentlich gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus zu kämpfen", schreibt die Gedenkstätte. Mannheimer engagierte sich in der Lagergemeinschaft Dachau und blieb von 1988 bis zu seinem Tod deren Vorsitzender. Gleichzeitig war er Vizepräsident des Internationalen Dachaukomitees.

Mannheimer wurde 1920 in Neutitschein im heutigen Tschechien als ältestes von fünf Kindern einer jüdischen Familie geboren. Im Januar 1943 wurde er mit seiner gesamten Familie in das Ghetto Theresienstadt deportiert und anschließend nach Auschwitz gebracht.


Im August 1944 kam er in das Konzentrationslager Dachau bei München. Max und sein Bruder Edgar Mannheimer befanden sich am 29. April 1945 auf einem Todestransport in den Süden, als sie von den Alliierten befreit wurden. Die Eltern, die Ehefrau und die Schwestern wurden von den Nationalsozialisten getötet.

Der evangelische Pfarrer Waldemar Pisarski lud Mannheimer 1986 ein, in der Versöhnungskirche Dachau aus seinem Leben zu berichten. Das war der Beginn von Mannheimers Aktivität als Zeitzeuge. Über seine Erinnerungen hat er einige Bücher verfasst. Für seinen Kampf gegen das Vergessen wurde er vielfach ausgezeichnet.

Die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Gabriele Hammermann, sagte: "Seine Bemühungen um die KZ-Gedenkstätte Dachau, sein unermüdliches Engagement um die Errichtung des Jugendgästehauses in Dachau, seine Tätigkeit für den Verein 'Gegen Vergessen für Demokratie' und nicht zuletzt seine ganz persönliche liebenswerte und doch auch hartnäckige Art, mit der es ihm gelang, seine Vorhaben durchzusetzen, werden uns immer in Erinnerung bleiben." Von einem unersetzlichen Verlust, sprach der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätte, Karl Freller. "Max Mannheimer hat Großartiges für Frieden, Versöhnung und Demokratie geleistet."

EKD-Ratsvorsitzender würdigt Holocaust-Überlebenden Mannheimer

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Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm trauert um den Holocaust-Zeitzeugen Max Mannheimer.

"Von seinem langen Leben ist für viele Menschen viel Segen ausgegangen", sagte Bedford-Strohm, der auch EKD-Ratsvorsitzender ist, am Samstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Er werde Max Mannheimer vermissen. "Jedes Mal wenn ich ihn getroffen habe, hat er mich von neuem beeindruckt. Seine Mahnung zur Erinnerung bedeutete für ihn immer zugleich Zukunftszugewandtheit." Deswegen habe sich Mannheimer für soziale Gerechtigkeit heute eingesetzt, sagte Bedford-Strohm.


Mannheimer, der im Zweiten Weltkrieg in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert war und fast seine gesamte Familie verlor, starb am Freitag im Alter von 96 Jahren in München. Jahrzehntelang hatte er als Zeitzeuge mit Vorträgen, Reden und Schulbesuchen die Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus wachgehalten.

"Großartiges Lebenswerk": Jörg Zink beigesetzt

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Der Theologe und Bestseller-Autor Jörg Zink ist in Stuttgart beigesetzt worden. Er erreichte als Prediger und Schreiber Millionen von Menschen. In Stuttgart haben sich nun Familie und Weggefährten verabschiedet.

Hunderte Trauergäste haben am Montag in Stuttgart Abschied von dem evangelischen Theologen und Bestseller-Autor Jörg Zink genommen. Familie, Freunde, Weggefährten aus Kirche und Politik erinnerten sich im Trauergottesdienst an seine TV-Beiträge, Bücher, Reden und persönliche Begegnungen mit Zink. Der Theologe war am 9. September im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in Stuttgart gestorben. Der baden-württembergische Staatsminister Klaus-Peter Murawski (Grüne) sagte auf dem Stuttgarter Waldfriedhof, Zink habe ein "großartiges Lebenswerk" hinterlassen.

In seinen TV-Beiträgen zum "Wort zum Sonntag" sei er ein Pionier der Verkündigung gewesen, die bei ihm gleichzeitig immer Aufklärung gewesen sei, sagte Murawski. Er würdigte auch Zinks Beitrag zur Friedens- und Ökologiebewegung in Deutschland und seine Tätigkeit als Seelsorger für die Friedensaktivistin Petra Kelly. Der Gestorbene habe Liebe, Zuneigung und Menschlichkeit vorgelebt und sei dabei auch gegen den Strom geschwommen. Außerdem habe er viel früher als andere erkannt, wie wichtig der Dialog zwischen den Religionen sei.

Autor von über 200 Büchern

Zink schrieb rund 200 Bücher, mehr als hundert Mal sprach der Geistliche in der ARD das "Wort zum Sonntag". Seine Bibelarbeiten auf Deutschen Evangelischen Kirchentagen wurden von Tausenden gehört. Als Prediger und Autor erreichte er Millionen von Menschen.

1965 übersetzte Zink das Neue Testament in eine verständliche, zeitgemäße Sprache und landete damit einen Bestseller. Für sein Lebenswerk erhielt er 2004 den Predigtpreis des Verlags der Deutschen Wirtschaft. Im vergangenen Jahr war er zum Ehrenprofessor des Landes Baden-Württemberg ernannt worden.

Der frühere Stuttgarter Regionalbischof Martin Klumpp lobte Zinks Sprache, "für die man nicht zuerst eine kirchliche Mauer übersteigen muss, um berührt zu werden". Zink habe mit zwei Jahren seine Mutter, mit vier seinen Vater verloren und wäre im Zweiten Weltkrieg fast bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. "Er hätte an seiner schweren Kindheit und Jugend zerbrechen können." Doch sei er mit seiner Verkündigung vielen Pfarrern Vorbild und Ermutigung geworden, sagte Klumpp.

Der Berliner Ruhestandspfarrer und ehemalige "Wort-zum-Sonntag"-Sprecher Hartmut Walsdorff sagte, Zink sei gegen Ende seines Lebens besonders wichtig gewesen, den Kindern eine "enkeltaugliche Welt" zu hinterlassen. Gleichzeitig habe der Theologe nie mehr sein wollen als ein Pfarrer, der niemanden fürchtet - "auch keine Kirchenleitung". In seiner Verkündigung habe er mit einfachen und unverbrauchten Worten den christlichen Glauben vermittelt.

Papst besucht italienisches Erdbebengebiet

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In der Region sind Ende August 298 Menschen ums Leben gekommen. Vatikanangaben zufolge begab er sich am Dienstagmorgen zunächst zur Schule von Amatrice.

Anschließend war ein Gang durch die sogenannte rote Zone in der fast völlig zerstörten Altstadt geplant, die für Außenstehende weiterhin gesperrt ist.

Er wolle die vom Erdbeben betroffene Region in privater Form besuchen, um den betroffenen Menschen nahe zu sein, hatte der Papst am Sonntagabend auf dem Rückflug von Baku nach Rom erklärt. Offenbar um einen Zustrom an Medienvertretern und Schaulustigen zu vermeiden, war das Datum der Visite nicht bekanntgegeben worden. Franziskus wurde bei dem Besuch in Amatrice vom zuständigen Bischof von Rieti, Domenico Pompili, begleitet.

Sepulkralmuseum zeigt Ausstellung über die Ungewissheit des Todes

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Eine schaurig-schöne Ausstellung über "die Ungewissheit des Todes und die Angst, lebendig begraben zu werden" ist ab Samstag (8. Oktober) im Kasseler Museum für Sepulkralkultur zu sehen.

In fünf Abteilungen würden die im 18. Jahrhundert aufkommenden Fragen, wann ein Mensch wirklich tot sei und worin eigentlich die Lebenskraft bestehe, anschaulich dargestellt, sagte Gerold Eppler, kommissarischer Leiter des Museums, am Donnerstag in Kassel. Anhand von Hörstationen, Videoinstallationen, medizinischen Originalen und nachgebauten Modellen von "Rettungssärgen" und Totenhäusern könnten sich die Besucher in die Zeit und ihre Gedankenwelt zurückversetzen.

Zu sehen sind etwa Apparate und zeitgenössische Abbildungen von Experimenten mit Elektrizität an toten Menschen, die damals öffentlich vorgeführt wurden. Ebenfalls Teil der Ausstellung sind Klistiere, Skalpelle und andere Gegenstände, mit denen Scheintote wieder zum Leben erweckt werden sollten. Ein "Herzstichmesser" sollte sicherstellen, dass ein Toter auch wirklich tot ist und bleibt. Ein kleines Modell zeigt das 1792 in Weimar auf Betreiben des Mediziner Christoph Wilhelm Hufeland errichte Leichenhaus, in dem Verstorbene zunächst bis zum Eintritt der Fäulnis, die als sicheres Zeichen des Todes galt, aufbewahrt werden sollten.



Im 18. Jahrhundert, dem sich die Ausstellung schwerpunktmäßig widmet, habe es einen Paradigmenwechsel im Umgang mit dem Tod gegeben, erläuterte Eppler. Viele Bereiche des Lebens, für die bisher die Kirche zuständig war, wurden nun an die aufkommenden Naturwissenschaften übertragen. Deren oft bizarre und groteske Experimente an Verstorbenen hätten gelegentlich auch positive Effekte wie etwa die Erfindung eines Vorläufers des heutigen Defibrillators hervorgebracht. "Das damalige Denken war ganz vom Glauben an den Fortschritt geprägt", sagte Eppler. Damals sei auch der Roman "Frankenstein" von Mary Shelley entstanden.

Manche Gedanken, etwa die Konstruktion von Särgen, in denen sich begrabene Scheintote der Außenwelt bemerkbar machen konnten, sind offenbar bis heute virulent. Der Hinweis auf ein 2007 angemeldetes Patent für eine elektronische Vorrichtung, die plötzliche Veränderungen im Sarg an ein Überwachungssystem meldet, ist dafür ein Beispiel. Und die Praxis des Einfrierens von Toten in den USA in der Hoffnung, eines Tages wieder zum Leben erweckt werden zu können, erinnert an vergangene Experimente, Tote durch Stromstöße wieder aufzuwecken.

Desmond Tutu will Möglichkeit zu Sterbehilfe

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Der frühere südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu schließt Sterbehilfe für sich selbst nicht aus.

Er wolle nicht um jeden Preis am Leben gehalten werden, schrieb Tutu in einem Artikel für die "Washington Post" (Freitagsausgabe) an seinem 85. Geburtstag. Der Friedensnobelpreisträger hatte sich bereits in der Vergangenheit für das Recht auf Sterbehilfe ausgesprochen, aber bisher offengelassen, ob ein assistierter Tod für ihn selbst infrage kommt.

"Nun, da das Ende meines Lebens näher ist als der Beginn, wünsche ich mir, dass Menschen in Würde sterben können", schrieb Tutu. Sterbende sollten das Recht haben, zu entscheiden, wann und auf welche Weise sie gehen wollen. Diese Wahlmöglichkeit sollte einen assistierten Tod  beinhalten. "Ich hoffe, dass es mir erlaubt sein wird, die nächste Phase meines Lebens auf eine Art und Weise zu beginnen, die ich selbst gewählt habe."



In Südafrika gibt es keine gesetzliche Regelung der Sterbehilfe. Tutu sprach sich 2014 erstmals für das Recht auf Sterbehilfe aus. Er hoffe, dass Politiker und religiöse Führer den Mut haben, den Sterbewunsch todkranker Patienten zu unterstützen. 1997 stellten die Ärzte Prostatakrebs bei Tutu fest. Zuletzt wurde er im September operiert. Seinen 85. Geburtstag feierte Tutu am Freitag mit Familie und Freunden in seiner Heimat Kapstadt. Der Geistliche wurde für seinen Kampf gegen die Apartheid 1984 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
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