Noch mal Leben vor dem Tod: Wenn Menschen sterben
Magazin: Fast 100 Anträge auf todbringende Arznei
Das Bundesverwaltungsgericht hatte vor einem Jahr in einem aufsehenerregenden Urteil entschieden, der Staat dürfe schwer und unheilbar Kranken den Zugang zu einer todbringenden Arznei in extremen Notlagen nicht verwehren. In der Politik ist das Urteil umstritten, auch Verfassungsrechtler und Sozialethiker äußerten Bedenken. Zweifel wurden laut, wie eine Behörde prüfen solle, ob ein Sterbewunsch legitim sei oder nicht.
Der damalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte angekündigt, nach Wegen zu suchen, den Vollzug des Urteils zu verhindern. Ein neues Gesetz müsse Klarheit schaffen, sagte er. Eine staatliche Behörde dürfe niemals "Helfershelfer einer Selbsttötung" werden. Das Ministerium hat die Aufsicht über das Institut.
Der neue Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sondiert laut "Spiegel" die Situation derzeit noch. SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach wendet sich gegen eine neue Debatte über die gesetzlichen Vorgaben der Sterbehilfe. "Ich bin mir sicher, dass das Parlament die Rechtslage sogar noch verschärfen würde - und ich würde das bedauern", sagte er dem Nachrichtenmagazin. Im November 2015 hatte der Bundestag ein Verbot organisierter Assistenz beim Suizid beschlossen.
Winnie Mandela gestorben
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Winnie Mandela erlag am Montag im Alter von 81 Jahren einer langen Krankheit.
Die studierte Sozialarbeiterin trat 1958 der Anti-Apartheidspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) bei und heiratete im selben Jahr den ANC-Aktivisten Nelson Mandela, der später zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Während ihr Mann im Gefängnis saß, wurde Winnie Mandela zunehmend politisch aktiv: Unter anderem führte sie beim Aufstand von Soweto 1976 eine Elternvereinigung an.
Ende der 1980er Jahre geriet Winnie Mandela in die Kritik, weil sie die brutalen Morde an mutmaßlichen Kollaborateuren mit dem Apartheid-Regime befürwortete. Das von ihr gegründete "Mandela United Football Team", dessen Mitglieder ihr als Leibwächter dienten, wurde verdächtigt, in Fälle von Entführung, Körperverletzung, Kindesmisshandlung, Vergewaltigung und Mord verwickelt zu sein.
1992 gab Nelson Mandela nach 38 Jahren Ehe die Trennung von seiner Frau bekannt. 1993 gelang ihr ein überraschendes politisches Comeback. Sie war Parlamentsabgeordnete und noch einmal Vorsitzende der ANC-Frauenliga. 2003 wurde sie wegen Betrugs und Diebstahls zu fünf Jahren Haft verurteilt. Sie soll Bankkredite von mehreren Zehntausend Euro erschlichen haben.
Hawaii legalisiert Beihilfe zum Suizid für Todkranke
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Todkranke und "geistig zurechnungsfähige Menschen" sollten in Würde und Frieden über ihr Lebensende bestimmen dürfen, sagte Hawaiis Gouverneur David Ige laut der Zeitung "Honolulu Star Advertizer" (Donnerstag/Ortszeit) beim Unterzeichnen des Gesetzes. Ärztlich assistierter Suizid ist in den USA bereits in den Bundesstaaten Kalifornien, Colorado, Oregon, Vermont und Washington sowie in der Hauptstadt Washington legal.
In Hawaii stimmte das Parlament mit großer Mehrheit für die Änderung. Mediziner dürfen dem neuen Gesetz zufolge todbringende Mittel verschreiben, wenn der Patient mindestens 18 Jahre alt und kompetent ist und nach Diagnosen von zwei Ärzten nur mehr sechs Monate zu leben hat. Der Patient muss die Mittel mündlich und schriftlich beantragt haben und diese ohne ärztlichen Beistand einnehmen. Der US-Ärzteverband lehnt ärztliche Beihilfe zum Suizid ab.
Was beim Trösten wirklich hilft
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Zum Trösten gehören immer zwei: Ein Mensch, der seinen Schmerz offen zeigt und ein anderer, der sich dem traurigen Menschen zuwendet.
Mechthild Schroeter-Rupieper ist zur Stelle, wenn es Menschen so schlecht geht, dass sie alleine nicht mit der Trauer fertig werden. Sie ist Trauerbegleiterin. Als der Co-Pilot einer German Wings Maschine 2015 ein Flugzeug absichtlich gegen eine Felswand steuerte und 16 Schüler eines Gymnasiums starben, begleitete sie die Angehörigen der verstorbenen Opfer über Monate.
In solchen Ausnahmesituationen geht es nicht nur einem Menschen schlecht, sondern ganzen Familien und Schulklassen. Wer tröstet dann? Schroeter-Rupieper sagt: "Auch in solchen Krisen können sich Menschen gegenseitig Trost spenden." Sie müssen dafür nur wissen, wie die Personen um sie herum mit Krisen umgehen. Die Trauerbegleiterin unterscheidet vier verschiedenen Trauertypen: Den emotionalen Typ, dem es zum Beispiel helfen kann in den Arm genommen zu werden. Den sachlichen Typ, der eher reden will. Dann gibt es den Aktiven, der handeln muss und den Verdrängende, der sich meist abseits des Geschehens bewegt. "Die meisten Menschen sind eine Mischung aus all diesen Typen, aber in der Trauer kommt ein Schwerpunkt durch," sagt sie. Diesem Impuls müsse man folgen: Wer erst verdrängt, sollte lieber die Musik für die Trauerfeier raus suchen anstatt Freunde und Bekannte zu informieren.
Für eine Sache ist aber jeder selbst verantwortlich: Wer getröstet werden will, muss das offen zeigen. Schroeter-Rupieper erlebt es in ihrer Arbeit häufig, dass Menschen ihre Gefühle für sich behalten. "Den umstehenden Leuten fällt es dann schwer zu erkennen, was dieser Mensch braucht. Die merken, dass da was komisch ist, aber können das nicht einordnen", sagt sie.
Felix H. hat so eine Ausnahmesituation gemeinsam mit seinen Eltern durchlebt. Vom Wohnzimmer aus hatte die Familie ihren Hund im Garten bellen hören. Es war schon spät am Abend und sie hatten ihn nur noch kurz nach draußen gelassen. Als der Hund bellte, dachten sie sich nichts weiter dabei. Müde von einer langen Rückreise aus dem Urlaub ignorierten sie, was ein Hilferuf war. Als der Hund nach einiger Zeit nicht von alleine ins Haus kam, begannen sie ihn im Garten zu suchen. Felix H. leuchtete jede Ecke mit einer Taschenlampe ab, bis er schließlich auf den Teich blickte: "Papa, ich hab ihn gefunden," sagte er. Da war die Zunge schon blau und der Hund tot.
Danach erlebte Felix H. mit 26 Jahren den ersten Wutausbruch im Leben seines Vaters. Der Vater hastete durch das Wohnzimmer, schlug mit der Faust auf den Wohnzimmerboden und schrie immer wieder "Nein, nein, nein, das darf nicht passiert sein", während die Mutter sich auf der Couch kaum bewegte und weinend auf der Wohnzimmercouch saß. Zu sehen, wie die Eltern die Kontrolle verloren, das war für den Sohn fast noch schlimmer als zu wissen, dass der Hund gestorben war. Denn bislang hatten die Mutter und der Vater immer ihn, den Sohn, getröstet und nicht andersherum.
Sich dem Schmerz zuwenden
Felix H. fiel es schwer zu entscheiden, was genau es überhaupt war, dass seine Eltern in dieser Ausnahmesituation brauchten. Sollte er seinen Vater in den Arm nehmen oder musste der sich erst abreagieren? Der Vater konnte es ihm nicht mitteilen, so sehr war er von seinen Gefühlen überrascht worden. Felix H. musste selbst entscheiden, was seinem Vater helfen könnte.
Also nahm er seinem Vater etwas ab: Er informierte zuerst seine Schwester, dann rief er die Tierärztin an und fuhr mit dem Hund in die Praxis. Dass sie für den Hund nichts mehr tun konnte, das wusste er. Aber er wollte unbedingt den Überblick behalten: Wissen, wie es jetzt weitergeht. Und die Tierärztin konnte ihm weiterhelfen: Sie suchte die Telefonnummer des Bestatters heraus, und erklärte ihm, wie lange sie den Hund noch zu Hause behalten durften. Dann aber sagte die Tierärztin etwas, was Felix H. trösten sollten, aber nicht half. Ertrinken, das ist ein eher angenehmer Tod, sagte sie. Der Hund sei wahrscheinlich schnell bewusstlos geworden. Felix H. sagte darauf nichts, aber in seinem Kopf hörte er den Hund aus dem Teich bellen. Und er dachte: Ich möchte nicht im Gartenteich ertrinken.
Der zweite Grund, warum es vielen Menschen schwer fällt sich auf das Trösten einzulassen, sei die Überforderung. "Sie denken, sie müssten ganz besonders ergreifende Worte oder eine Lösung für die Trauer des anderen finden", sagt sie. Und wenn einem die tiefgründigen Worte nicht so recht einfallen wollen, kommt das Gefühl der Überforderung. Dabei sei es ohnehin nicht die Analyse, die tröstet, sondern dass jemand da ist, der sich für einen Moment selbst zurücknimmt. "Zuhören, einen Kakao machen und immer wieder nachfragen."
Wieder Zuhause rief Felix H. einen Freund an. Er brauchte jetzt selbst Trost. Der Freund fragte: "Wie geht es dir?", und er fragte auch, "Wie geht es deiner Mutter, wie geht es deinem Vater? Was macht ihr gerade, wie geht ihr mit der Situation um?" Das half ihm, denn er konnte ihm erzählen, was geschehen war. Durch die Fragen des Freundes passierte etwas, von dem Felix H. sagt, dass er an dem Abend von alleine nicht geschafft hätte: Er versetzte sich in die Rolle seiner Eltern und fragte sich, was den beiden und ihnen allen gut tun könnte, auch, wenn die Eltern es ihm nicht mitteilen konnten. Dann ging er zurück ins Wohnzimmer, nahm seine Eltern in den Arm und sie weinten gemeinsam um den toten Hund.
Gedenken in Münster: "Wir müssen nicht sofort Antworten finden"
Foto: Ina Fassbender/dpa
Über 1500 Besucher kamen in einem bewegenden Gottesdienst im Paulusdom zum Gedenken an die Opfer zusammen.
Der Münsteraner Dom ist am Sonntagabend bis auf den letzten Platz gefüllt. Dicht gedrängt stehen die Menschen in den Gängen. Schätzungen des Bistums sind mehr als 1.500 Besucher in den ökumenischen Gottesdienst geströmt. Unter ihnen sind viele Feuerwehrleute und Rettungskräfte. Nach der Amokfahrt in eine Menschenmenge in der Altstadt Münsters riefen der Münsteraner Bischof Felix Genn und der Superintendent des Kirchenkreises, Ulf Schlien, riefen zum Gebet für die Opfer auf. Zugleich sprachen sie den Verletzten und den Angehörigen ihre Anteilnahme aus. Die Amokfahrt löste bundesweit Entsetzen sowie eine große Solidarität aus.
Der Münsteraner Bischof erklärte, er habe Schreie der Hilflosigkeit und der Trauer gehört sowie die Frage nach dem "Warum". "Es tut uns schon gut, mit anderen über diese Frage zu reden, wir müssen nicht sofort Antworten finden", sagte Genn.
Der Münsteraner Superintendent Schlien erklärte, das Schild an dem Unglücksort, auf dem handgeschrieben das Wort "Warum" stehe, gehe ihm nahe. Das stelle die Frage, warum der Mensch so sei, dass er so etwas tun könne. Die einzige Möglichkeit, ein solches schreckliches Erlebnis durchzustehen, sei die Gemeinschaft: "Wir müssen miteinander hoffen, und dürfen nicht verzagt sein!", appellierte Schlien.
An dem Ort der Amokfahrt legten am Sonntag viele Menschen Blumen ab und steckten Kerzen an. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und NRW-Innenminister Reul (beide CDU) hielten am Sonntag bei ihrem Besuch schweigend im Gedenken inne und legten Blumen nieder. Laschet kündigte an, dass am Montag die Opferschutzbeauftragte der Landesregierung, Elisabeth Auchter-Mainz, nach Münster kommen werde. Sie werde den Familien und "jedem, der jetzt Hilfe braucht", zur Verfügung stehen, sagte er. Nach Angaben des Ministerpräsidenten sind auch Niederländer unter den Opfern.
Neben Seehofer hatten bereits am Samstag viele Bundespolitiker, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), den Angehörigen der Opfer Beileid und Anteilnahme übermittelt. Bei den Todesopfern handelt es sich nach Polizeiangaben um eine 51-jährige Frau aus dem Kreis Lüneburg und einen 65-jährigen Mann aus dem Kreis Borken.
Bundesweite Anteilnahme nach Amokfahrt
Die Polizei hält inzwischen eine Suizid-Absicht des 48-jährigen Amokfahrers für möglich. So gebe es Hinweise auf Hintergründe im persönlichen Bereich sowie auf Suizid-Absichten, erklärte Polizeipräsident Hajo Kuhlisch am Sonntagabend in Münster. Durchsuchungen an den Wohnadressen des Mannes in Münster, Dresden und Pirna hätten bislang keine Anzeichen für einen politischen Hintergrund ergeben. Nach Informationen von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" fand die Polizei in einer Wohnung des Mannes in Pirna zusätzlich ein älteres 18-seitiges Schreiben, das nachträglich als "klassische Ankündigung eines Suizids" gewertet werden könne.
Vertreter der Kirchen drückten nach der Gewalttat ihre Solidarität aus und riefen zu Gebeten auf. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, äußerte sich bestürzt. Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, warnte in einer Stellungnahme am Sonntag vor Spekulationen, wie sie nach der Gewalttat in sozialen Netzwerken verbreitet wurden. Aus Angst und vorschnellen Verurteilungen dürfe kein Klima des Hasses geschürt werden, erklärte die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Der Mann hatte am Samstagnachmittag einen Campingbus in eine Menschenmenge vor einem Lokal in der Münsteraner Altstadt gesteuert. Dabei wurden zwei Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Der Fahrer erschoss sich noch am Ort des Geschehens. Notfallseelsorger und -begleiter betreuten Betroffene vor Ort.
Münsteraner Oberbürgermeister würdigt "beispiellose Hilfe"
Foto: Guido Kirchner/dpa/Guido Kirchner
Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster, steht am Tatort vor dem Kiepenkerl.
Der Münsteraner Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) hat die große Anteilnahme und Hilfsbereitschaft nach der Amokfahrt am Samstag gewürdigt. Es habe eine beispiellose Hilfe gegeben sowie eine gute Trauerverabeitung mit verschiedenen Gottesdiensten, sagte Lewe am Montag dem Radiosender WDR2. Zugleich kündigte der Oberbürgermeister eine Aufarbeitung des Vorfalls an. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) erklärte, es müsse alles Menschenmögliche zur Verhinderung solcher Vorfälle getan werden. Einen umfassenden Schutz gebe es jedoch nicht. Am Montag sollte auch die Opferschutzbeauftragte der Landesregierung, Elisabeth Auchter-Mainz, nach Münster kommen.
Lewe erklärte, es müsse nun auch mit dem Blick auf den bevorstehenden Katholikentag geprüft werden, ob die Sicherheitsmaßnahmen der Stadt ausreichten. Hier gebe es eine enge Kooperation mit der Polizei, Staatsanwaltschaft, den Rettungskräften und der Stadt, um für eine bestmögliche Sicherheit zu sorgen, sagte der Oberbürgermeister weiter. Der Deutsche Katholikentag ist vom 9. bis 13. Mai in Münster zu Gast. Die Veranstalter erwarten mehrere Zehntausend Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet.
NRW-Innenminister: Gegen Amoktaten gibt es keinen 100-Prozent-Schutz
Gegen eine solche Amoktat nach Worten von NRW-Innenminister Reul keinen absoluten Schutz geben. Das Aufstellen von Pollern könne in einigen Fällen helfen, sagte Reul am Montag im WDR5-"Morgenecho". Zu glauben, man könne die Innenstädte oder das gesellschaftliche Leben total sichermachen, sei jedoch ein Irrglaube, betonte Reul. Die besten Poller würden nichts nutzen, "wenn da einer herumrennt mit einem Messer in der Tasche". Reul bestätigte, dass es sich bei dem Amokfahrer um einen "psychisch kranken oder labilen Täter" gehandelt habe, "der offensichtlich vor geraumer Zeit schon darüber nachgedacht hat, sich selbst das Leben zu nehmen".
Am Sonntagabend gedachten rund 1.500 Menschen in einem bewegenden ökumenischen Gottesdienst im Münsteraner Dom der Opfer. Der Schrei des Schmerzes, der Wut und der Trauer brauche einen Ort, sagte der Münsteraner Bischof Felix Genn in seiner Predigt. Auch der Münsteraner evangelische Superintendent Ulf Schlien unterstrich die Bedeutung der Gemeinschaft, um ein solches schreckliches Erlebnis durchzustehen. "Wir müssen miteinander hoffen, und dürfen nicht verzagt sein", appellierte Schlien.
An dem Ort der Amokfahrt legten am Sonntag viele Menschen Blumen ab und steckten Kerzen an. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und NRW-Innenminister Reul (beide CDU) hielten am Sonntag bei ihrem Besuch schweigend im Gedenken inne. Vertreter der Kirchen drückten nach der Gewalttat ihre Solidarität aus und riefen zu Gebeten auf. Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, warnte in einer Stellungnahme am Sonntag vor Spekulationen, wie sie nach der Gewalttat in sozialen Netzwerken verbreitet wurden. Auch die katholische Deutsche Bischofskonferenz äußerte Anteilnahme.
Am Samstagnachmittag hatte ein 48-jähriger Mann einen Campingbus in eine Menschenmenge vor einem Lokal in der Münsteraner Altstadt gesteuert. Dabei wurden zwei Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Der Fahrer erschoss sich noch am Ort des Geschehens.
Älteste Frau Deutschlands gestorben
Foto: epd-bild/Thomas Lohnes
Die Karlsruherin Edelgard Huber von Gersdorff an ihrem 112. Geburtstag 04.12.2017. Sie ist am Montag friedlich zu Hause gestorben.
Es sei ihr "wurscht", dass sie die wohl älteste Frau Deutschlands sei, erklärte Edelgard Huber von Gersdorff bei ihrem letzten Geburtstag im vergangenen Dezember. "Ich wäre lieber die Gescheiteste gewesen, ich habe immer gerne gelernt." Aber alt werden? Das sei Glückssache, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie wünsche sich auch nicht, noch älter zu werden, erklärte die ehemalige Juristin. "Es ist jetzt gut." Sie wolle sanft verschwinden.
Am Montag ist Huber von Gersdorff friedlich in ihrer Wohnung gestorben, wie es am Dienstag aus ihrem nahen Umfeld hieß. Sie wurde 112 Jahre alt und galt damit als älteste Frau Deutschlands. Zuletzt saß die zierliche Frau mit schlohweißem Haar im Rollstuhl und konnte kaum noch sehen und nur schwer hören. Aber bis in ihr letztes Lebensjahr informierte sie sich per Radio über das Weltgeschehen. Im Februar wurde sie noch Patin der Notrufnummer 112.
"Ich wünsche mir, sanft zu verschwinden"
An Gott glaubte die getaufte Protestantin nicht, ebenso wenig an ein Leben nach dem Tod. "Evolutionär gesehen, sind wir doch so klein", sagte sie. Warum sollte es ausgerechnet für die Menschen einen Himmel geben. Huber von Gersdorff kam 1905 in Gera zur Welt und wuchs als Kind einer adligen Offiziersfamilie in Karlsruhe auf. Geschwister hatte sie keine. "Meine Mutter hat nach mir noch eine Tochter bekommen, aber sie war mongoloid und ist als Kind gestorben", erzählte Huber von Gersdorff. Sie, die als Kind sportverrückt war, turnte, Ball spielte und kaum einen Tag ohne Laufen aushalten konnte, hatte auch früh gesundheitliche Probleme. "Mit 22 Jahren bekam ich Kinderlähmung", berichtete sie. Mit dem Sport- und dem Chemiestudium, das sie begonnen hatte, um "den Dingen in der Welt auf den Grund zu gehen", war es danach vorbei. "Das ganze Stehen im Labor, das konnte ich alles nicht mehr."
Als einen "wundervollen Gruß des Schicksals" bezeichnete Huber von Gersdorff die Liebe ihres Mannes. Sie hatte den drei Jahre älteren Walther bereits mit 14 Jahren kennengelernt und er ermöglichte es, dass sie trotz ihrer Krankheit ein normales Leben haben konnte. "Wir sind vielgereist, nach Marokko, Moskau und haben in Italien den Ätna bestiegen." Er ermunterte sie auch, Jura zu studieren.
In den folgenden Jahrzehnten lebte Huber von Gersdorff mit ihrem Ehemann in einer Etagenwohnung in Karlsruhe und arbeitete als Justiziarin bei einer Bank. Ihr Mann wurde Rektor an einer Fachhochschule. Kinder waren für die beiden nie ein Thema. "Mit meiner Krankheit hätte ich ja nie einem Kleinkind hinterherlaufen können", sagte Huber von Gersdorff. 1987 starb ihr Mann. Huber von Gersdorff lebte seitdem mit Hilfe einer Rund-um-die-Uhr-Betreuung in ihrer eigenen Wohnung. Bis vor drei Jahren ging sie noch öfters in die Oper oder ins Theater.
Südafrika nimmt Abschied von Winnie Madikizela-Mandela
Foto: Elmond Jiyane/South African Gove/Elmond Jiyane
Cyril Ramaphosa würdigte die Anti-Apartheid-Aktivistin Winnie Madikizela-Mandela.
Ramaphosa sprach laut dem südafrikanischen Rundfunk bei einer Trauerfeier im Geburtsort der Verstorbenen in der Ostkap-Provinz. An diesem Mittwoch ist ein Trauergottesdienst in Soweto bei Johannesburg geplant, wo Madikizela-Mandela bis zuletzt lebte. Die Ex-Frau des gestorbenen Präsidenten und Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela war am 2. April im Alter von 81 Jahren einer langer Krankheit erlegen. Die Regierung hat zwölf Tage Staatstrauer bis 14. April angeordnet. Für Samstag ist eine Zeremonie im Stadion von Soweto geplant.
Madikizela-Mandela wurde als Aktivistin gegen die Rassentrennung bekannt und in Südafrika als "Mutter der Nation" gefeiert. Die studierte Sozialarbeiterin trat 1958 der Anti-Apartheidsbewegung Afrikanischer Nationalkongress (ANC) bei und heiratete im selben Jahr den ANC-Aktivisten Nelson Mandela, der später zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Während ihr Mann im Gefängnis saß, wurde Winnie Mandela zunehmend politisch aktiv und wurde auch selbst immer wieder inhaftiert.
Ende der 80er Jahre geriet Winnie Mandela in die Kritik, weil sie die brutalen Morde an mutmaßlichen Kollaborateuren des Apartheid-Regimes befürwortete. Nelson Mandela gab 1992 nach 38 Jahren Ehe die Trennung bekannt. Winnie Mandela machte dennoch Karriere als Chefin der ANC-Frauenliga.
Letzte Ruhestätte für Hund, Katze oder Kaninchen
Emma findet ein würdiges Ende
Foto: Kleintierkrematorium Portaleum
Im Tierkrematorium Portaleum folgt die Übergabe der Urne mit der Asche des verstorbenen Haustiers in angemessenem Rahmen.
Ein Häufchen Knochenreste. Das ist alles, was von Emma nach einer Stunde übrig bleibt. Emma wurde gerade verbrannt. "Der Mops wurde kremiert", sagen die Mitarbeiter des Kleintierkrematoriums Portaleum dazu. Sie sind die einzigen, die in Berlin Haustiere verbrennen. Emmas Herrchen und Frauchen haben einen Termin, SEÄ steht im Kalender: Soforteinäscherung. Sie kommen dafür aus Potsdam in den Berliner Norden, ins Gewerbegebiet Pankow Nord. LKW donnern über die A10.
Drinnen läuft seichte Streichmusik mit Harfenintermezzi. Mareen Büchner, 34 Jahre, führt das Krematorium gemeinsam mit ihrem Vater. Die junge Frau zündet eine Kerze an und füllt mit Emmas Besitzern einen Vertrag aus. Er schweigt, sie antwortet: Emma. Mops. Weiblich. 9,1 Kilogramm. Zehn Jahre und eine Woche. "Das ist ja kein Alter. Hatte sie was?", fragt Mareen Büchner vorsichtig. Jetzt muss auch die Frau weinen. Der Mann reicht ihr ein Taschentuch mit Hello-Kitty-Aufdruck. "Einen Herz-Tumor", bringt sie hervor. Der hatte der Hündin auf die Lunge gedrückt, das Paar ließ sie einschläfern. Mareen Büchner versucht zu trösten: "Keine leichte, aber die richtige Entscheidung."
Tierhalter können tote Tiere beim Arzt lassen, der es an die Tierkörperbeseitigung weitergibt. Das kostet zwischen 20 und 100 Euro. "Tierliebhaber sind aufgeklärter, sie wollen nicht, dass aus ihrem Haustier Tiermehle und Fette werden", meint Mareen Büchner. Portaleum ist eines von mittlerweile 26 Tierkrematorien in Deutschland, neben 160 Tierbestattern und 120 Tierfriedhöfen. Die günstigste Variante im Portaleum für einen Hund wie Emma kostet 83,50 Euro: Gemeinschaftseinäscherung. Aber nur jeder Zwanzigste will das.
Die Krematoriumsmitarbeiter holen die Tiere oft beim Tierarzt ab und bringen sie erst einmal in den Kühlraum. Dort warten die Tierkörper auf ihre Verbrennung. Zwischen den anderen Mäusen, Katzen, Kanarienvögeln, Hunden, Kaninchen, Leguanen, Schlangen und was in deutschen Haushalten sonst noch so lebt.
Pfötchenabdruck aus Ton vom Keramiker
Die Blicke des Paares wandern von einer schrill-bunten Keramik-Urne über eine Marmorpyramide zu einer schlichten Holzdose. "Eigentlich brauchen wir was Divenhaftes", sagt die Besitzerin. Die Emma, die mochte nämlich nicht einmal nassen Rasen. Oder allein bleiben. Diva-Gehabe. An einem pinken Gefäß mit einer Strasssteintatze bleiben ihre Blicke hängen. "Aber sie war auch keine Tussi", sagt die Frau. Am Ende entscheiden sie sich für einen Keramik-Würfel mit kupferfarbener Glasur. Damit muss sich ihr Mann nicht vor den Fragen der Schwiegereltern fürchten: "Die halten uns für verrückt, wenn wir Asche im Wohnzimmerregal stehen haben."
Mareen Büchner bietet dem Paar eine Portaleums-Spezialität an: den Pfötchenabdruck aus Ton, gestaltet von einem Keramiker. "Ich würde alles nehmen, was ich irgendwie von ihr kriegen kann", sagt Emmas Besitzerin. Aber Emma liegt tiefgefroren im Auto, minus 20 Grad, das hatte Mareen Büchner vergessen. Deswegen geht das mit dem Abdruck doch nicht, zumindest nicht würdevoll. Umso wichtiger, dass sie die Urne nachher mit nach Hause nehmen können. "Wollen Sie die später beisetzen?" - "Auf keinen Fall, dann könnten wir nie wieder umziehen", sagt der Mann.
Tiere können für jemanden sein wie ein Kind
Nicht das Tier steht hier im Mittelpunkt, sondern die Beziehung zwischen Mensch und Tier. Beziehungsarbeit. Der würdige Abschied ist noch wichtiger als die Würde des Tieres. Auf dem Land haben die meisten eine andere Beziehung zum Tier, meint Mareen Büchner. Mehr Nutztier, weniger Kuscheltier. Kein Wunder, dass vor allem die Städter kommen.
Sie bringen Emma in einer weißen Plastikkiste. Die Frau drückt dem Mitarbeiter eine Dose mit Futter und einen Beißring in die Hand. Grabbeigaben. Mareen Büchner schreibt die Rechnung, der Mann zückt seine Karte: 463,50 Euro kostet Emmas Einäscherung samt edler Urne.
Die Mitarbeiter sind auf solche Kunden eingestellt und gehen mit Anliegen jeglicher Art verständnisvoll um. Einmal kam eine Kundin mit Atembeschwerden und der Urne ihrer Katze. Ob die wohl geöffnet werden könne? Die Katze kann nicht atmen. Kein Problem, Urne geöffnet, Atemproblem gelöst. Die Trauerbegleitung ist im Preis inbegriffen.
Krematorium vorgeheizt auf 850 Grad
Klappe auf, Emma rein, Metallplatte raus. Der Anblick bleibt den Besitzern erspart: Jetzt übernimmt das Feuer. Die Anlage ist vorgeheizt, auf mindestens 850 Grad. Es riecht kurz nach versengtem Fell. Eine Dreiviertelstunde arbeitet die Hitze am Tier, durch zwei münzgroße Bullaugen überprüft der Mitarbeiter, ob die Hündin schon ganz verbrannt ist. Dann füllt er die Asche in eine Metallkiste. Abkühlen.
Mit einer Zange sortiert der Mitarbeiter die Überreste des Beißrings aus, damit die Asche gleich nicht so dunkel ist. Dann füllt er die Asche in ein Tütchen und legt sie die Urne.
"Wenn Du und Dein geliebtes Tier sich treffen, gibt es eine Wiedersehensfreude, die nicht enden will."
Das Paar kommt von einem Spaziergang zurück. Im Übergabezimmer steht die Urne zwischen einer Kerze und zwei rosafarbenen Rosen. Daneben eine Karte: Emma ist am 21.2.2018 über die Regenbogenbrücke gegangen. Das Bild stammt aus einem Gedicht. Darin heißt es: "Wenn ein geliebtes Tier die Erde für immer verlassen muss, gelangt es zu diesem wundervollen Ort." Und später: "Und wenn Du und Dein geliebtes Tier sich treffen, gibt es eine Wiedersehensfreude, die nicht enden will."
Mareen Büchner sagt: "Ich verpacke Emma noch schnell, damit sie sicher nach Hause kommt." - "Vielen Dank", antwortet die Frau und versucht zu lächeln. Mit Emmas Einäscherung ist die Trauer ein wenig geschrumpft. Sie ist immer noch da und wird das Pärchen weiter begleiten. Sie gehen zum Auto, fassen sich an den Händen. Er trägt eine Portaleums-Tasche. Darin: Ein Häufchen Asche in einer Urne.
Trauerrede aus der Sprachbox
Anlass ist nach Angaben des Pfarrers die Beobachtung, dass immer mehr Bestattungen ohne Trauerfeier stattfinden. In Großstädten sei es schon jede zweite Bestattung, bei der es keinen feierlichen Abschied vom Gestorbenen gebe. Die Trauerrede solle der "zunehmenden Sprachlosigkeit" entgegenwirken und den Trauerprozess erleichtern, sagte Tsalos.
Der württembergische Pfarrer hat in den vergangenen Jahren mehrfach innovative Ideen entwickelt, wie etwa den "Bibeltee", der nur aus in der Heiligen Schrift erwähnten Ingredienzien besteht. Außerdem eröffnete Tsalos die "erste Multi-Media-Kanzel der Welt" - ein großer Flachbildschirm auf dem Lesepult der Heimsheimer Kanzel, der außerhalb der Gottesdienste Ermutigungsworte an Kirchenbesucher sendet. Weitere Innovationen sind seine Internetseite "Kirche für Ausgetretene", auf der Menschen über kirchliche Angebote für Nichtmitglieder informiert werden, sowie das Angebot einer Seelsorge via WhatsApp.
Bischof Dröge gegen Diamantenanfertigung aus Totenasche
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Der Innenausschuss des Landtagshört bald eine Gesetzesnovellean, die vor sieht, bei Feuerbestattungen einen Teil der Asche zur Anfertigung von Diamanten freizugeben.
Der evangelische Bischof Markus Dröge lehnt die Pläne Brandenburgs ab, das Pressen von Totenasche zu Diamanten zu legalisieren. "Es mag zunächst nachvollziehbar sein, dass man ein Stück des geliebten Menschen nah bei sich behalten möchte", sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz dem epd. "Aber es bedeutet, dass man das, was vom Körper des Verstorbenen übrig bleibt, aufteilt und für sich behält. Er wird zur Sache."
Dröge mahnte Änderungen bei der geplanten Neufassung des Brandenburger Bestattungsrechts an. "Beim Thema Bestattung von Fehlgeborenen und bei der Ascheentnahme haben wir aus grundlegenden ethischen Überlegungen heraus klare Auffassungen, die sich nicht mit dem Gesetzesentwurf decken", sagte Dröge dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Innenausschuss des Landtags befasst sich am Donnerstag in einer Anhörung mit der Gesetzesnovelle. Sie sieht unter anderem vor, bei Feuerbestattungen einen Teil der Asche zur Anfertigung von Diamanten freizugeben.
Die Würde des Menschen bleibe auch nach dessen Tod unantastbar, betonte der Bischof. Das Gesetz würde hingegen eine kommerzielle Verwertung möglich machen und werfe zugleich die Frage auf, was am Ende mit den verarbeiteten sterblichen Überresten geschehe, "wenn sie niemand mehr haben will".
Die evangelische Landeskirche wünsche sich zudem eine Bestattungspflicht für alle Fehlgeborenen und Totgeborenen auf einem Friedhof, unabhängig von Größe und Gewicht, sagte der Bischof. Das menschliche Leben habe von Anfang an eine Würde, dies gelte auch für Fehl- und Totgeburten. Bisher gibt es in Brandenburg eine Bestattungspflicht nur für Totgeborene mit einem Gewicht von mehr als 1.000 Gramm. Fehl- und Totgeburten mit einem geringeren Gewicht dürfen jedoch nach derzeitiger Rechtslage auf Wunsch der Eltern bestattet werden. Hier fordert die Kirche eine entsprechende Änderung.
Dröge begrüßte zugleich, dass künftig auch neue Bestattungen in alten Grabbauten möglich gemacht werden sollen. "Grüfte und Mausoleen sollen wiederbelegt werden können", sagte der Bischof: "So werden diese historischen Bauten weiter genutzt und bleiben erhalten." Das Verbot der Errichtung neuer Grüfte auf Friedhöfen lehne die Kirche jedoch ab.
Positiv sei auch, dass künftig in Fällen, in denen der Staat für die Bestattung sorgen muss, der Wille des Gestorbenen stärker beachtet werden soll, sagte Dröge: "Falls dieser nicht zu ermitteln ist, befürworten wir, dass eine ortsübliche Bestattung dann die Regel ist." Kommunen stehen in solchen Fällen bisher vor der Frage, ob sie eine Erdbestattung oder nur eine kostengünstigere anonyme Urnenbeisetzung bezahlen.
Schneider: Tod und Sterben sind Maß irdischen Lebens
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Der Tod zeige nicht nur die Grenzen irdischen Glücks auf, sondern eröffne auch Perspektiven für das, was im Leben wirklich zähle, sagte Schneider auch aufgrund persönlicher Erfahrungen.
Sie zu verdrängen oder zu beschönigen tauge nicht, sagte Schneider (70) am Freitag zur Eröffnung der neunten Bremer Kongressmesse "Leben und Tod". "Wer alle Sterbe- und Todeserfahrungen zu vermeiden und zu verdrängen sucht, ist naiv, bleibt unreif - ist letztendlich beziehungsunfähig. Er banalisiert sein Leben und verfehlt sein Glück."
Der Tod zeige nicht nur die Grenzen irdischen Glücks auf, sondern eröffne auch Perspektiven für das, was im Leben wirklich zähle, sagte Schneider auch aufgrund persönlicher Erfahrungen. Seine jüngste Tochter Meike ist mit 22 Jahren an Leukämie gestorben. Gottvertrauen über den Tod hinaus lasse Menschen im Blick auf ihre Endlichkeit zuversichtlich leben und hoffnungsvoll sterben, betonte der Theologe. Die Bibel "und das Vertrauen auf Gottes Lebensmacht, die stärker als der Tod ist" bezeichnete er für sich als Kraftquelle beispielsweise in der Begleitung sterbender Menschen.
Schneider unterstrich die Bedeutung von Friedhöfen für Trauer und Begegnung. "Die Gräber unserer Verstorbenen können Orte liebevoller Erinnerungen und Orte lebendiger Hoffnung sein", bekräftigte er und fügte hinzu: "Weil Gott das letzte Wort über alles Leben und Sterben behält, können wir Menschen mit Leib und Seele unseren Tod und unsere Vergänglichkeit akzeptieren." Schneider war von 2010 bis 2014 EKD-Ratsvorsitzender und von 2003 bis 2013 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Noch bis Samstag geht es auf der "Leben und Tod" an Messeständen sowie in Vorträgen und Workshops um alle Bereiche des Sterbens, der Trauer und des Abschieds. Nach Angaben der Organisatoren präsentieren 141 Aussteller Produkte und Dienstleistungen. Fast 70 Vorträge und Workshops stehen auf dem Programm.
Die Messe ist in ihrer Art einzigartig in Deutschland. Sie hat sich über die Jahre hinweg zu einem Treffpunkt für haupt- und ehrenamtlich Tätige in Hospiz, Pflege, Palliativarbeit, Seelsorge, Trauerbegleitung und Bestattungskultur entwickelt. Im vergangenen Jahr kamen bei 135 Ausstellern rund 4.300 Besucher.
Schweiz: 104 Jahre alter Australier tötet sich
Foto: Philipp Jenne/AP/dpa
Ein Blick in ein Zimmer in Liesetal, wo der 104-jährige Australier Goodall durch einen Freitod gestorben ist.
Goodall habe sich die tödliche Infusion mit Hilfe einer Apparatur selbst injiziert. Enkelkinder Goodalls und Begleitpersonen seien zugegen gewesen. Der Botanik-Professor hatte seit seiner Ankunft in Basel am Montag wiederholt vor Journalisten seinen Todeswunsch geäußert. "Ich bereue zutiefst, dass ich dieses Alter erreicht habe. Ich bin nicht froh", hatte er gesagt. Das Leben habe keine Qualität mehr für ihn.
Nach ärztlichen Angaben litt Goodall unter einem schlechten Gehör, einer stark nachlassenden Sehfähigkeit und sonstigen Alterskrankheiten. Er sei jedoch nicht todkrank gewesen.
Der 104-Jährige hatte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz gefordert, dass jeder Mensch bestimmen solle, wann er sein Leben beende. Er hielt fest, dass es für ihn eine Erleichterung gewesen sei, Australien zu verlassen. Niemand aus seiner Familie oder seinem Umfeld habe versucht, ihn von dem Suizidvorhaben abzubringen.
Goodall hatte bereits einen Selbsttötungsversuch in seiner Heimatstadt Perth unternommen. In Australien ist Beihilfe zum Suizid verboten, in der Schweiz hingegen erlaubt, sofern die Helfer keine Profitinteressen haben. Jedes Jahr gehen in der Schweiz Hunderte Menschen freiwillig mit einer Beihilfe in den Tod, viele reisen aus dem Ausland an.
Goodall wurde 1914 in London geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte er nach Australien aus und schlug eine wissenschaftliche Karriere ein. Er arbeitete bis ins hohe Alter.
KNA-Geschäftsführer Theo Mönch-Tegeder gestorben
Foto: Elisabeth Schomaker/KNA
Theo Mönch-Tegeder, ist am Sonntag im Alter von 65 Jahren unerwartet gestorben.
Zum Katholischen Medienhaus mit Sitz in Bonn gehören auch das Portal "katholisch.de" und die KNA-Tochtergesellschaft dreipunktdrei mediengesellschaft mit dem Kinoportal "filmdienst.de" und dem Fachdienst "Medienkorrespondenz". Mönch-Tegeder war den Angaben zufolge zudem geschäftsführender Vorstand bei der KNA-Promedia-Stiftung, einer Förderinitiative für junge katholische Journalisten.
Zuvor hatte Mönch-Tegeder den Verlag des Kirchenboten Osnabrück sowie die Verlagsgruppe Bistumspresse, einen Zusammenschluss von fünf katholischen Kirchenzeitungsverlagen, geleitet. Vor seiner Tätigkeit als Verlagsleiter arbeitete Mönch-Tegeder den Angaben zufolge als Journalist unter anderem bei der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Von 1984 bis 1996 war er Wirtschaftsredakteur und Leiter der Parlamentsredaktion beim "Rheinischen Merkur" in Bonn.
Mönch-Tegeder wurde den Angaben nach in Rheine/Westfalen geboren. In Ehrenämtern habe er sich unter anderem für die Katholische Erwachsenenbildung, die Ludwig-Windthorst-Stiftung sowie im Aufsichtsrat des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp), der katholischen Journalistenschule mit Sitz in München engagiert.
Weiterer Bombenanschlag in Indonesien
Foto: Achmad Ibrahim/AP/dpa
Polizisten sperren nach einem Anschlag auf das Polizei-Hauptquartier der Großstadt eine Straße ab. Einen Tag nach den tödlichen Selbstmordattentaten auf christliche Kirchen ist das Polizei-Hauptquartier zum Anschlagsziel geworden.
Am Tag nach den Anschlägen auf drei Kirchen in Indonesien hat es einen weiteren Angriff gegeben, dieses Mal auf eine Polizeizentrale. Dabei seien in der Großstadt Surabaya auf der Insel Java die vier Angreifer ums Leben gekommen und zehn Menschen verletzt worden, darunter ein achtjähriges Mädchen, wie ein Polizeisprecher am Montag erklärte. Das Kind habe auf einem der Motorräder der Attentäter gesessen. Die Bundesregierung verurteilte den Bombenanschlag. Die Grünen-EU-Politikerin Barbara Lochbihler warnte davor, dass sich die Stimmung im Land vor den Wahlen 2019 weiter aufheizen könnte.
Bei den Tätern handelt es sich vermutlich auch in diesem Fall um Mitglieder einer einzigen Familie mit Verbindungen zum sogenannten Islamischen Staat (IS). Bereits die Anschläge auf die Kirchen am Sonntag waren laut Polizeichef Tito Karnavian von einer Familie verübt worden, die einer lokalen, IS-nahen Gruppierung namens Jamaah Ansharut Daulah angehörten. Mindestens 13 Menschen wurden dabei getötet, mehr als 40 verletzt. Der IS hatte sich zu den Attentaten bekannt.
Religiösen und ethnischen Zugehörigkeiten für politische Zielen missbraucht
Indonesiens Präsident Joko Widodo bezeichnete die Anschlagsserie im indonesischen Fernsehen als einen "Akt von Feiglingen". Landesweit wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.
Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, sagte, die Angriffe auf Kirchen in Surabaya zeigten, wie bedroht Christen in vielen Ländern der Welt seien. Für Deutschland bleibe es eine Aufgabe und auch ein Grundwert der Außenpolitik, "für das Lebensrecht der christlichen Gemeinden in aller Welt und für den Schutz der Religionsfreiheit einzutreten".
Die Europaabgeordnete Barbara Lochbihler (Grüne), verwies darauf, dass Angriffe auf eine Minderheit auch immer weitere Minderheiten gefährdeten. "Die Gegner einer religiösen Gruppe greifen auch auf andere religiöse, ethnische oder sexuelle Minderheiten an", sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die religiösen und ethnischen Zugehörigkeiten würden für politische Zielen missbraucht. "Ich nehme an, das wird sich im Vorfeld der Wahlen im April 2019 noch zuspitzen."
Auf solche Anschläge müsse konsequent, aber auch besonnen reagiert werden, sagte Lochbihler. "Die Regierung muss die verschiedenen Ethnien schützen und sich überlegen, wie sie verhindern kann, dass sich noch mehr Personen radikalisieren." Die Radikalisierung geschehe beispielsweise in nicht-transparenten Bildungseinrichtungen und in Gefängnissen. "Mit mehr Militär kann man nur kurzfristig etwas richten", betonte Lochbihler. "Aber die abgedrifteten Personen erreicht man damit nicht."
Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit. Etwa 88 Prozent der über 260 Millionen Einwohner bekennen sich zum islamischen Glauben, die meisten sind moderat. Allerdings erlebt das Inselreich seit Jahren eine Zunahme fundamentalistischer Strömungen. Zuletzt wurde verstärkt darüber debattiert, welche Gefahr von lokalen Gruppierungen mit Verbindungen zum IS ausgehen könnte. Neun Prozent der Bevölkerung sind Christen.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker erklärte, der indonesische Staat müsse sich klar zu seinen religiösen Minderheiten bekennen. "Wer Christen wirksam vor neuer Gewalt schützen will, muss ganz deutlich zeigen, dass sie ihren Glauben frei ausüben dürfen - genauso wie auch Ahmadiyyah, Bahai'i und Hindus", sagte der Direktor der Organisation, Ulrich Delius. Dazu müsse Indonesien seine Säkularität als Staat stärker betonen.
Südafrika nimmt Abschied von Winnie Madikizela-Mandela
Foto: Elmond Jiyane/South African Gove/Elmond Jiyane
Cyril Ramaphosa würdigte die Anti-Apartheid-Aktivistin Winnie Madikizela-Mandela.
Ramaphosa sprach laut dem südafrikanischen Rundfunk bei einer Trauerfeier im Geburtsort der Verstorbenen in der Ostkap-Provinz. An diesem Mittwoch ist ein Trauergottesdienst in Soweto bei Johannesburg geplant, wo Madikizela-Mandela bis zuletzt lebte. Die Ex-Frau des gestorbenen Präsidenten und Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela war am 2. April im Alter von 81 Jahren einer langer Krankheit erlegen. Die Regierung hat zwölf Tage Staatstrauer bis 14. April angeordnet. Für Samstag ist eine Zeremonie im Stadion von Soweto geplant.
Madikizela-Mandela wurde als Aktivistin gegen die Rassentrennung bekannt und in Südafrika als "Mutter der Nation" gefeiert. Die studierte Sozialarbeiterin trat 1958 der Anti-Apartheidsbewegung Afrikanischer Nationalkongress (ANC) bei und heiratete im selben Jahr den ANC-Aktivisten Nelson Mandela, der später zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Während ihr Mann im Gefängnis saß, wurde Winnie Mandela zunehmend politisch aktiv und wurde auch selbst immer wieder inhaftiert.
Ende der 80er Jahre geriet Winnie Mandela in die Kritik, weil sie die brutalen Morde an mutmaßlichen Kollaborateuren des Apartheid-Regimes befürwortete. Nelson Mandela gab 1992 nach 38 Jahren Ehe die Trennung bekannt. Winnie Mandela machte dennoch Karriere als Chefin der ANC-Frauenliga.
Letzte Ruhestätte für Hund, Katze oder Kaninchen
Trauerrede aus der Sprachbox
Anlass ist nach Angaben des Pfarrers die Beobachtung, dass immer mehr Bestattungen ohne Trauerfeier stattfinden. In Großstädten sei es schon jede zweite Bestattung, bei der es keinen feierlichen Abschied vom Gestorbenen gebe. Die Trauerrede solle der "zunehmenden Sprachlosigkeit" entgegenwirken und den Trauerprozess erleichtern, sagte Tsalos.
Der württembergische Pfarrer hat in den vergangenen Jahren mehrfach innovative Ideen entwickelt, wie etwa den "Bibeltee", der nur aus in der Heiligen Schrift erwähnten Ingredienzien besteht. Außerdem eröffnete Tsalos die "erste Multi-Media-Kanzel der Welt" - ein großer Flachbildschirm auf dem Lesepult der Heimsheimer Kanzel, der außerhalb der Gottesdienste Ermutigungsworte an Kirchenbesucher sendet. Weitere Innovationen sind seine Internetseite "Kirche für Ausgetretene", auf der Menschen über kirchliche Angebote für Nichtmitglieder informiert werden, sowie das Angebot einer Seelsorge via WhatsApp.