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Vatikan-Experte: Es wird keinen "Papa emeritus" mehr geben

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Zusammentreffen der beiden Päpste Franziskus und Benedikt am 23.03.2013

© epd-bild/Osservatore Romano

Papst Franziskus (l.) empfing am 23.03.2013 seinen Vorgänger Benedikt XVI. in der Sommerresidenz Castel Gandolfo, nachdem jener am 28.02.2013 zurück getreten war.

"Symbolhafte Wende"
Den Titel des emeritierten Papstes wird es nach dem Tod Benedikts XVI. laut Vatikan-Experte Marco Politi nicht mehr geben. Mit Benedikts Tod sei die Zeit eines großen Missverständnisses vorbei, dass es irgendwie zwei Päpste gebe.

Das sagte der Journalist und Publizist dem Evangelischen Pressedienst (epd). Stattdessen werde es in Zukunft nur noch den Titel des emeritierten Bischofs von Rom geben, sollten weitere Päpste auf ihr Amt verzichten.

In der Geschichte der katholischen Kirche habe es nie einen Papst emeritus gegeben. Habe ein Papst zurücktreten müssen, sei er komplett von der Bühne verschwunden, betonte Politi. Benedikt habe vor seinem freiwilligen Rücktritt im Jahr 2013 selbst entschieden, dass sein Titel Papst emeritus sein solle und er weiter die weiße Soutane trage. Benedikt war am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren verstorben. Er war acht Jahre lang das Oberhaupt der Katholiken. Er gilt als erster Papst der Neuzeit, der freiwillig aus Altersgründen zurücktrat.

Mit dem Tod Benedikts habe der erzkonservative Kreis innerhalb der katholischen Kirche seine Symbolfigur verloren. Für die Erzkonservativen habe Benedikt die wahre Lehre repräsentiert, sagte Politi, auch wenn Benedikt nach seinem Rückzug im Großen und Ganzen gute Beziehungen zu Franziskus gepflegt habe. Auf theologischer Ebene hätten beide in einigen Themen unterschiedliche Meinungen vertreten, etwa was mögliche Ausnahmen für verheiratete Männern im Priesteramt (sogenannte viri probati) oder die Ursachen des Missbrauchs in der katholischen Kirche angehe.

Das Teddy-Modell "Papa emerito" ist ein Sammlerstück der Spielwaren-Fabrik Hermann und hat die Daten der Amtszeit auf die Tatze gestickt bekommen.

Der Untergrund-Krieg im Vatikan zwischen Reformern und erzkonservativen Extremisten gehe nach dem Tod Benedikts weiter. Der Spielraum für weitere Reformen hänge von den Kräfteverhältnissen innerhalb der Kirche ab, sagte Politi. Diese würden sich bei der Weltsynode zeigen, die im Herbst 2024 mit einer Bischofssynode im Vatikan enden soll. Politi sprach von einem "Mini-Konzil". Allerdings sehe man in der Weltkirche, dass die Reformer bislang eher in der Unterzahl seien. Bei den zurückliegenden Familiensynoden habe es beispielsweise keine nötige Zwei-Drittel-Mehrheit für einen klaren und präzisen Beschluss zur Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene gegeben.

Die Entscheidung Benedikts für seinen Rücktritt habe eine "symbolhafte Wende" gebracht. "Es war eine rationale und klarsichtige Entscheidung, die für die Zukunft gilt und die Rolle des Papstes menschlicher gemacht hat", sagte Politi. Mit dem Tod Benedikts sei es nun für Franziskus leichter zurückzutreten, wenn er gebrechlich werde. Franziskus habe seine Bereitschaft dazu schon am Beginn seines Pontifikats erklärt.

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