Liebe "selbstkritisch",
leider weiß ich Ihren Namen nicht. Ich lese, dass Sie sich viele Gedanken machen seit Ihre Tante gestorben ist. Die Frage, was nach dem Tod kommt wird oft gestellt. Viele Menschen fragen, wie ein Leben nach dem Tod aussieht. Ob wir die geliebten und auch ungeliebten Menschen wiedersehen. Wie wir selbst aussehen und ob wir unsere Erinnerungen mitnehmen können.Die Frage nach Himmel und Hölle.Und die Frage was ich als Mensch tun muss um nach dem Tod bei Gott zu sein.
Der Tod eines lieben Menschen zeigt, dass ich als Mensch begreife, dass auch ich irgendwann sterbe. Ich verstehe als Christin meine Zeit auf Erde als eine Art "Ausprobieren". Die Bibel beschreibt das Leben des Menschen auch als eine Art Zelt, dass aufgebaut und dann abgebrochen wird. Ich verstehe diese Erde als eine Art "Zuhause auf Zeit" auf dem Weg in ein Zuhause, in dem ich ewig lebe. Gerne möchte ich auch wissen, wie es dort sein wird. Die Bibel erzählt in Bildern wie das Miteinander der Menschen, die auferstanden sind, dort ist. Sie erzählt leider nichts davon, welche Technik es dort gibt, ob wir fernsehen und Musik hören werden. Das liegt auch daran, dass die Texte der Bibel zu einer Zeit aufgeschrieben wurden, als die Menschen ganz anders gelebt haben. Fernseher und manch andere Technik gab es noch nicht.
Deshalb gibt es diese Bilder. In Offenbarung 21 wird es zum Beispiel so beschrieben: "Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Und der Tod wird nicht mehr sein, und Leid und Schmerz und Klagegeschrei wird nicht mehr sein." Im Buch des Propheten Jesaja 11, 6 ff. wird ein paradiesischer Frieden beschrieben: "Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten.Kuh und Bärin werden zusammen weiden, ihre Jungen beieinanderliegen, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein kleines Kind wird seine Hand ausstrecken zur Höhle der Natter." Es kann anstrengend sein, nicht zu wissen, wie das Leben nach dem Tod aussieht. Zugleich kann es auch entlasten, weil ich das Beste erwarten kann. Wenn es auf der Welt schon viele schöne Dinge gibt, wie schön wird es erst dort sein, wenn dieses Leben mit paradiesischen Bildern beschrieben wird.
Ich glaube daran, dass ich als Mensch auch meine Erinnerungen mitnehme. Christ:innen glauben, dass sie nach der Auferstehung zu Gott kommen, der ihr Leben ansieht. Alles was gut war und was weniger gut war. Ich stelle es mir so vor, dass Gott mit mir noch einmal mein Leben ansieht. Dort wo mir Unrecht getan wurde und wo ich Unrecht getan habe. Dort wo Gutes war und Schönes. Wo er bei mir war ohne, dass ich es bemerkt habe. Die Bibel nennt das "Gotte Gericht". Hier zählt nur der Glaube und nicht meine Werke und Taten. In der Bibel stehen hierzu verschiedenen Aussagen. Es ist richtig, dass Jesus "für unsere Sünden" gestorben ist. Die Liebe Gottes, die Vergebung, all das ist ein Geschenk Gottes. Zugleich steht in der Bibel auch, dass wir Verantwortung für uns selbst, unsere Nächsten und die Welt haben. Unser Handeln hat Folgen. Andererseits sind wir Menschen und können nie allem gerecht werden. Martin Luther hat dies so beschrieben: Aus dem Glauben können und sollten "gute" Werke folgen. Allerdings kann ich mir als Mensch die Zugehörigkeit zu Gott und das Leben nach dem Tod weder erarbeiten noch erkaufen. Das ist entlastend, weil ich dadurch weiß, dass ich Fehler machen und zweifeln darf. Bis zum Schluss habe ich also auch die Möglichkeit mit zu Gott zu bekennen. In der Bibel steht, dass die Auferstandenen vor Gott kommen. Sie haben die Möglichkeit auch nach ihrem Tod zu Gott zu kommen. Ich glaube auch, dass wir unsere Mitmenschen wiedersehen und, dass es ganz anders wird, als wir es uns jemals vorstellen können.Natürlich dürfen wir uns als Menschen trotzdem vorstellen, dass "im Himmel" Musik gehört wird. Es wird ein ganz anderes Leben sein. Leben meint hier, die Art, wie wir leben. Die Bibel erzählt auch hier, dass wir einen andeen Körper bekommen: "Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib." (1.Korinther 15, 35 ff).
Weder Ihre Oma oder noch Sie selbst müssen etwas leisten. Glauben ist ein Geschenk. Wir können ihn uns nicht erarbeiten. Allerdings gibt es die Möglichkeit sich damit zu beschäftigigen. Wenn Sie den christlichen Glauben näher kennenlernen wollen, so können Sie gerne in der Bibel lesen. Manchmal ist diese schwer zu verstehen. Ich empfehle Ihnen daher eine Kinderbibel. Zum Beispiel die "Neukirchener Kinder-Bibel". Dadurch lernen Sie die Bibel und die Überlieferungen kennen. Sie können auch in eine evangelische Kirchengemeinde gehen und mit der dortigen Pfarrperson oder anderen Gemeindegliedern sprechen. In manchen Gemeinde gibt es Glauebenskurse. Dort lernen sie den christlichen Glauben kennen. Sie müssen sich nicht gleich taufen lassen, sondern können sich Zeit lassen um zu entscheiden, ob dieser Weg für Sie richtig ist. Wenn Sie mit anderen gemeinsam in der Bibel lesen möchten, so gibt es in vielen Kirchengemeinden Bibelkreise. Dort können Sie ebenso Ihre Fragen stellen, wie bei eine Glaubenskurs. Wenn Sie gerne singen können Sie in einen Kirchenchor gehen und dort erstmal einfach mitsingen und Kontakte knüpfen.
Sie haben mich gefragt, wie Sie mit Ihren Panikattacken umgehen können. Der Tod eines nahen Angehörigen kann einen aus der Bahn werfen. Besonders, wenn es durch eine Krankheit oder Unfall geschieht. Es ist wichtig, dass Sie in diesr Situation Menschen haben, denen Sie vertrauen und die für Sie da sind. Es gibt die Möglichkeit in eine Trauergruppe zu gehen. Wenn Sie lieber mit einem Menschen allein sprechen wollen, können Sie auch zu einer Pfarrer:in gehen. Manchmal braucht es auch Psychotherapie. Ihr:e Ärzt:in kann Sie hier bei der Suche nach einer Therapeutin oder einem Therapeuten unterstützen. Beruhigungsmittel sind keine Dauermedizin. Bitte suchen Sie sich Unterstützung.
Bleiben Sie behütet und fragen Sie weiter.
Es grüßt Sie herzlich,
Michaela Jecht